editorial:
Alles okay im Fahrradland Deutschland? Aber sicher, könnte man meinen, wenn man einen Blick auf die Bemühungen der Hersteller wirft. Nachdem sie die Federungselemente beim MTB und Stadtrad durchgeboxt haben, scheint es jetzt sogar gelungen zu sein, das bepackte Reiserad mit derartiger Technik auszustatten (Seite 23). Und dank des großzügigen Einsatzes von Sensoren geht das Licht bei einbrechender Dunkelheit jetzt automatisch an. Sofern man es will und das entsprechende Geld auf die Ladentheke blättert.
Doch fürs Fahrrad wird recht tief in die Tasche gegriffen, zumindest, wenn man mit ihm auf Reisen geht: Radtouristen geben im Schnitt deutlich mehr Geld aus als der Durchschnittstourist, stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in seiner Radreiseanalyse 2000 (Seite 24) fest. Wer mit dem Rad vorfährt, gilt selbst in vielen Hotels der besseren Kategorien nicht mehr als Hobo, sondern als jemand, der gutes Essen und ein anständiges Zimmer zu schätzen weiß.
Überhaupt ist das Fahrrad im Urlaub und in der Freizeit ein stark genutztes Vehikel. Glaubt man den Zahlen des ADFC, haben 1999 rund 1,9 Millionen Deutsche ihren Urlaub hauptsächlich im Sattel verbracht. Und heuer könnten es noch mehr werden. Keine der sonst so beliebten Urlaubsaktivitäten weise so hohe Zuwachsraten auf.
Über diese an sich erfreulichen Aspekte und über vieles andere (manchmal auch Ärgerliche) informieren wir in diesem Jahr dreimal mit dem taz thema „fahr Rad!“. Der heutige Schwerpunkt liegt auf Freizeit und Reise.
Weitere Ausgaben: 29. April (Technik/Alltag/Verkehr) und 17. Juni (Sport/Spiel/Fun).
Klar, dass es da noch einiges zu sagen gibt. Zum Beispiel über die Weigerung der rot-grünen Bundesregierung, die Benutzung des Rades auf dem Weg zur Arbeit zu fördern – etwa durch Einführung einer verkehrsmittelunabhängigen Entfernungspauschale. Oder über die Androhung von höheren Bußgeldern beim Durchradeln von Einbahnstraßen in Gegenrichtung. Oder darüber, dass Radfahrer hier zu Lande immer noch zu den gefährdetsten Verkehrsteilnehmern zählen. Vielleicht ist das der Grund, warum lediglich zehn Prozent aller Wege per Rad zurückgelegt werden. Alles klar im Fahrradland Deutschland?
Redaktion:
Helmut Dachale und
Florian Heckhausen
Fotoredaktion:
Christine Janßen
Anzeigen:
Florian Heckhausen
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