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diskussionDie Schwäche der Zivilgesellschaft

Am Anfang war die Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass nach den Schrecken in Amerika besonnene Menschen ihre Stimme erheben. Die Stärke der Zivilgesellschaft sei es, über die Betroffenheit, Ängste und Vergeltungswünsche hinausschauen zu können, begrüßte Hans-Georg Knopp, Generalsekretär des Hauses der Kulturen der Welt, die Besucher einer Diskussionsrunde mit Wissenschaftlern und Künstlern zum Thema „Terror – Gefahren für das Zusammenleben der Kulturen“. Genau wegen dieser Stärke der Zivilgesellschaft sei man zusammen gekommen, meinte Knopp.

Kommentar von ARMIN BEBER

Aber dann wiederholte sich alles, was wir im Fernsehen immer wieder zu sehen bekommen. Die Betroffenheit, die Vergleiche mit den Genoziden des letzten Jahrhunderts, die intellektuelle Distanzierung von der „urblöden Formel der Barbarei“. Dabei ist das Publikum nicht wegen moralischer Lippenbekenntnisse gekommen, alle verurteilen die Anschläge in Amerika.

Dies als Konsens vorausgesetzt, käme es nun darauf an, über angemessene Reaktionen. Auch wenn es schmerzt. Wer über Erfolg versprechende Maßnahmen gegen den Terrorismus nachdenken will, muss auch über die Bedingungen reden, auf die sich dieser Terror gründet. Und wenn das auch Fragen an die amerikanische Politik der letzten Monate und Jahre aufwirft, müssen sie gestellt werden dürfen.

Die Hoffnung stirbt, als im Haus der Kulturen die Betroffenheit alles überlagert. Als der sichtlich aufgewühlte Schriftsteller Hans-Christoph Buch das Publikum beschimpft, es würde zwei Tage nach dem Mordanschlag das Opfer an den Pranger stellen. Als Dieter Simon, Präsident der Akademie der Wissenschaften, befindet, diese Frage sei legitim, aber geschmacklos. Darüber müsse man später diskutieren. Später? Gerade erst hatte die Lyrikerin Ulrike Draesner gemeint, dass wir über die Medien emotionalisiert und für kriegerische Zwecke manipuliert werden. Gerade erst hatte der Historiker Wolfgang Benz betont, die Diktion des Kanzlers vom „Angriff auf die gesamte zivilisierte Welt“ lasse keinen anderen Spielraum mehr als Vergeltung und Rache. Die Politik schafft Fakten, die Zivilgesellschaft ist zu schwach, um mitzureden. Sie wird mit dem Geschehenen nicht fertig.

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