dirk-ulrich mende, neuer ob in celle: Ein fairer Sieger

Dirk-Ulrich Mende sitzt auf gepackten Koffern. Er freut sich darauf, von seinem Wohnort Kassel nach Celle zu ziehen. Der 51-Jährige wird in den kommenden acht Jahren dort die Geschicke der Stadt lenken. Mende ist neuer Oberbürgermeister – nach einem erdrutschartigen Wahlsieg am vergangenen Sonntag. Dort holte der Sozialdemokrat 50,8 Prozent der Stimmen. Ungewöhnlich, wenn man sich die Machttradition in der 70.000-Einwohner-Stadt ansieht: 60 Jahre war Celle konservativ geführt.

Überschwängliche Freudenausbrüche und Siegesgesten aber sind nicht Mendes Sache. Fair nimmt er die Gratulation der Wahlverliererin, der CDU-Kandidatin Susanne Schmitt, entgegen. Noch während er das tut, verabreden sich beide zu einer Unterredung. Schmitt bleibt Erste Stadträtin, die rechte Hand des OBs. Der sitzt nun täglich in seinem Büro, verhält sich nach Aussage von Mitarbeitern bescheiden, ruhig und freundlich.

Mit allen will der Sozialdemokrat kooperieren und das muss er auch, denn die Mehrheit im Stadtrat bleibt bei der CDU. Die aber ist plötzlich in der Defensive. Es rumort nach der Wahl – die Fraktionsvorsitzende tritt zurück und auch der Stuhl des Stadtverbandsvorsitzenden wackelt. Wasser unterm Kiel haben dagegen die Grünen. Sie haben Mende im Wahlkampf unterstützt. „20 Prozent kommen von uns“, sagt Grünen-Chefin Juliane Schrader.

Mende ist Sozialdemokrat, aber kein Parteisoldat. Er ist Verwaltungsmann. Der Volljurist war Ministerialrat im Niedersächsischen Innenministerium, dort für Verwaltungsmodernisierung zuständig. Zuletzt kümmerte er sich um die Integration von Ausländern. Das Thema Integration will Mende auch in Celle aufgreifen. Die Stadt hat viele kurdischstämmige Bürger. „Ich werde bald zu einem Integrationsgipfel laden“, sagt er.

Eines der zentralen Themen für Celle bleibt die Innenstadtentwicklung. Vor der Ansiedlung eines Großeinkaufszentrums à la ECE hält Mende wenig. Und auch die Pläne der CDU, mit dem Investor Gedo eine etwas kleinere Einkaufsburg zu bauen, beißen sich mit seiner Haltung: „Die Altstadt als Ganzes ist ein attraktives Einkaufszentrum!“ LUKAS SANDER

Fotohinweis:DIRK-ULRICH MENDE, 51, Sozialdemokrat, freut sich auf seinen Umzug von Kassel nach Celle FOTO: DPA