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die wortkunde

In einer emotionalen Wutrede habe der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, ein dramatisches Bild der Corona­lage in Deutschland gezeichnet, meldete die „Tagesschau“ in dieser Woche. Sie zeigte damit, dass sie auf der Höhe der Zeit ist. Älteren Semestern mag das Wort etwas merkwürdig vorkommen, was nicht verwundert, ist es doch ein Neuzugang in der deutschen Sprache. Im Jahr 2009 nahm es der Duden erstmals auf. Über viele Jahrhunderte nannte man die rhetorische Form, deren sich Wieler bediente, „Brandrede“. Fraglich ist, ob es korrekt ist, die wohl argumentierte und mit Fakten gesättigte Brandrede in einen Topf mit den Wutreden von Wutbürgern zu werfen? Plausibel erscheint, dass dieser Neologismus uns von der zunehmenden Aggression in unserer Gesellschaft erzählt.

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