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die wahrheitSchwabinger Krawall

Unterbier auf der Partymeile

Mit diesem Sommer, sagt der Jackie, reicht es ihm jetzt bald. Jeden Tag wacht man mit einem mordsmäßigen Unterbier auf und kann sich an nichts mehr erinnern, vor allem nicht, wo man war und was man da getan hat, dann schüttet man sich mit Kaffee zu und muss am Nachmittag schon wieder weitersaufen. Mit den Hasen läuft nichts mehr, weil man in dem Dauerprallzustand keinen gescheiten Anmachspruch mehr hinkriegt, und wie das insgesamt ausgehen soll, daran möge er überhaupt nicht denken, zumal man denken im Sommer sowieso nicht könne.

Das, sagt der Hubsi, sei ein Schmarrn, und jetzt werde es langsam Zeit, zur Partymeile auf der Leopoldstraße aufzubrechen, weil um halb drei schon das Straßenfest vom Renato losgehe und danach alles Mögliche anstehe und er auch noch am Chinesischen Turm vorbeischauen und eine Maß Sommerbier zischen und nachschauen wolle, ob die eine Blonde zufällig wieder da sei. Der Jackie stöhnt, trinkt sein drittes Weißbier aus, der Hubsi schluckt seinen Cocktail, und dann ziehen sie los.

Auf der Leopoldstraße kriegt der Jackie einen Mordsdurst, weil es so heiß ist und er pausenlos von irgendwelchen Werbemenschen angesprochen wird, ob er nicht dies und das kaufen oder in irgendwas eintreten will, und wie er an der Wurstbude sein Bier trinkt, fällt ihm ein, dass er gar nicht mehr weiß, wo sie noch hinwollten, und weil der Hubsi das auch nicht mehr weiß, beschließen sie, dass es wurst ist und sie genauso gut hierbleiben können.

Nachdem der Jackie das fünfte Mal FDP-Mitglied geworden ist, viermal die SZ und siebenmal die AZ abonniert hat (immer als "Franz Monaco, Dummsuffstraße"), einen DSL-Anschluss bestellt hat (obwohl er immer noch nicht weiß, wie ein Computer genau geht), über ein Skateboard samt Fahrer gestolpert und mit einem vollen Bierglas in eine Hüpfburg gestürzt ist (der daraufhin die Luft ausgegangen ist), von einem Radiomoderator ein Käppi und von undefinierbaren Hasen fünf Ministadtpläne, drei Fähnchen, sechs Kugelschreiber, vier Hiphop-Zeitschriften, je eine Werbebroschüre für Hungerhilfe, Rotes Kreuz, Greenpeace, amnesty, Kinderarbeit, SpVgg Unterhaching, die Internationalen Freidenker, für den Transrapid und gegen den Transrapid in die Hosentasche gesteckt und größtenteils wieder verloren sowie jeweils vier erbärmliche Live-Versionen von "Walking On Sunshine" und "Hit The Road Jack" gehört hat, fragt er den sechsten Anwerber von den Jungen Liberalen (der derselbe wie der erste und der dritte ist), wo hier eigentlich das Fest sein soll. Der schaut ihn verständnislos an, und da fällt dem Jackie auf, dass der Hubsi auch weg ist und er mit dem linken Fuß in einer Pizza und mit dem rechten in einer Kotzpfütze steht.

Am nächsten Vormittag wacht der Jackie mit seinen Socken in der Hand unter einer Sitzbank am Wedekindplatz auf und stellt daheim am Spiegel fest, dass seine Haut so spannt, weil ihm jemand mit einem Eddingfilzer "Ich bin ein Depp" auf die Stirn geschrieben hat. Und da hat er sich gedacht, dass er das am besten stehenlässt, weil er dann einen Grund hat, die nächsten drei Monate daheim zu bleiben.

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