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die wahrheitNeues aus Neuseeland, Post vom Prinzen

Anke Richter
Kommentar von Anke Richter

Prince of Wales sein, das ist nicht immer schön. Kein Stück. Mal wird einem die Ex-Frau samt Lover im Tunnel plattgefahren und Elton John singt...

Prinzenfoto Bild: dpa

P rince of Wales sein, das ist nicht immer schön. Kein Stück. Mal wird einem die Ex-Frau samt Lover im Tunnel plattgefahren und Elton John singt noch zehn Jahre später darüber, mal ärgert man sich übers Polo-Pony. Selten laufen die Dinge im Königreich, wie sie sollen. Besonders hart wird es, wenn ein britischer Royal in die ehemaligen Kolonien geschickt wird. Wochenlang den Untertanen die Hände schütteln und Ehrenmäler besichtigen müssen - wer hält das schon aus, ohne wahnsinnig zu werden?

Zeugnis von der unbeschreiblichen Qual, als hoher Besuch in Neuseeland einzufallen, geben die Liebesbriefe von König Edward VIII. an seine Herzensdame Freda Dudley Ward ("Fredie Wedie"), die die Alexander Turnbull Library in London gerade erworben hat. Als Edward im Jahre 1920 erstmals das Pionier-Land bereiste, war er noch Prince of Wales - oder "P of W", wie er sich passenderweise in den amourösen Schriftstücken nannte. "Pee" und "Wee" bedeuten auf Englisch nichts Adliges, sondern Pipi.

Fast täglich hielt der arme Edward in Tinte fest, wie grauenvoll es bei den Eingeborenen und Ex-Patrioten am anderen Ende der Welt zuging. Vulgär und abstoßend auf der ganzen Linie erschienen ihm die Kiwis, die sich damals noch gar nicht als solche betrachteten, sondern lediglich als Anhängsel von Mutter England. Besonders angewidert war der gute Prince vom Generalgouverneur Liverpool, kurz "Liver" (Leber) tituliert: "Grässlich fett", "untolerierbar", "ekelhaft", "pompös" und "ein Lügner und Schummler bei jedem Kartenspiel, Golf und allem".

Ach, und die Frauen erst! Sie waren in den Augen des Prinzen "schinkengesichtig", "ängstlich", "hässlich", "sterbenslangweilig" und "abstoßend". Und keine von ihnen konnte tanzen. Eine einzige Zumutung, genau wie die Maori-Zeremonien: "zäh", "komisch", "seltsam". Jeder, der ihm begegnete, war ein ungehobelter Trunkenbold. Von den aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrten Soldaten ganz zu schweigen: "Schäbig und mitleiderregend" seien die Männer, von denen zuvor 100.000 fürs englische Königshaus in den Krieg gezogen waren. Besonders schwer zu ertragen waren die Frauen der Gefallenen bei einer Gedenkfeier: "Sie weinten und das deprimierte mich, was das Letzte war, was ich wollte."

Das Letzte, was ein echter Kiwi will, ist als Hinterwäldler zu gelten. Das deprimiert wahrhaftig. 167 Jahre Abhängigkeit von Mutter England - seit eh und je ein wundes Thema down under - werden durch die royalen Ergüsse kein Stück besser. Zeit, dass Neuseeland endlich eine Republik wird, fordern jetzt mal wieder die Königsverächter. Sie haben auch vom derzeitigen Prince of Wales schon gestrichen die Nase voll.

Prince Charles schrieb im Jahr 1981 von seiner dreiwöchigen Kiwi-Tournee, wie schwer es sei, täglich Begeisterung für den "sinnlosen Quatsch" zu heucheln, den ihm seine Gastgeber darböten. O-Ton: "Wenn noch ein NZ-Kind mich fragt, wie es ist, Prinz zu sein, dann werde ich wahnsinnig." Der Brief schloss mit den Worten: "Wirst Du mich besuchen, wenn sie mich in eine Zwangsjacke stecken und in einer Institution abliefern?" Ja, hätten die Schulkinder doch nur öfter gefragt - das Prinzen-Problem wäre erledigt.

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Anke Richter
Anke Richter ist Wahrheit-Kolumnistin, Buch-Autorin und Mitglied von Weltreporter.net in Neuseeland. Zuletzt erschien von ihr die Auswanderersatire "Was scheren mich die Schafe. Unter Neuseeländern - Eine Verwandlung" (Kiepenheuer & Witsch).

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