die wahrheit: Wie Hartmut, Robert und ich die Welt retteten.
"Pumpe! Eine Pumpe!" Hartmut ist außer sich. Gerade ist ihm die Lösung für das größte Zukunftsproblem der Menschheit eingefallen, nach intensivem, quälend langem Grübeln....
... Nicht ohne Stolz möchte ich erwähnen, dass ich Hartmut auf die richtige Spur brachte. "Wir rufen die Feuerwehr! Die Feuerwehr!", rief Robert zuvor triumphierend aus. Auch hier war es meine Wenigkeit, die den Prozess der Erkenntnis einleitete und den Weg zur Lösung ebnete, indem ich meinen selbstgegründeten Forscherkreis mit dem Szenario einer in 100 Jahren durch die Folgen des Klimawandels komplett überfluteten Hamburger Innenstadt konfrontierte, und mit der Frage, wer diese Katastrophe wie verhindern könnte.
Wie das so üblich ist in der modernen Wissenschaft begann der Forschungsprozess, mit Grundsatzfragen. Wenn die Polkappen, die Gletscher und die Eisberge schmelzen, was passiert dann mit den Meeren? "Die Fische frieren", lautete Hartmuts erste Hypothese, zweifelsfrei nicht von der Hand zu weisen, für unser Forschungsziel aber allenfalls von mittlerer Relevanz. Schließlich wollen wir Probleme lösen und nicht ungelegte Eier begackern.
Wenn nun das Wasser in der Elbe in den nächsten Jahrzehnten um drei, vier oder fünf Meter steigt? Schon besser, ein vorstellbares Szenario. Hartmuts Theorie ("dann gehen die Schiffe unter") stellt sich als etwas voreilig heraus und wird nach einem aufwändigen Laborversuch (Glas Wasser, halb voll, Korken rein, dann Glas ganz voll) und anschließendem Analogieschluss (Schiff verhält sich wie Korken, wenn Wasser im Glas sich wie Wasser in Elbe verhält) verworfen. Dann der zutiefst verstörende Befund, ganz Hamburg könnte unter Wasser stehen. Schließlich das große Aufatmen: Feuerwehr, Pumpe. Selten habe ich soviel Zuversicht erlebt wie bei diesen beiden jungen Männern, soviel Vertrauen in die Kompetenz einer ehrenwerten Institution und ihr kaum minder ehrenwertes Gerät. Fast bringe ich es nicht übers Herz, die Folgeprobleme anzusprechen, die Fragen, die durch die Antworten erst aufgeworfen werden. Doch wir sind Forscher, unentwegt bringen wir Licht ins Dunkle der Höhle des Ungewissen, ohne Angst vor der Entdeckung neuer dunkler Höhlen, die wiederum unseres Lichtes harren.
"Wohin mit dem abgepumpten Wasser?" Die Forschermienen verhärten sich, derweil die verruchte Sirene Resignation ihre lieblichen Melodien summt, aus der Kantine die Versuchungen Kaffee und Kuchen locken, und nachgedacht ist gewiss schon reichlich heute. Doch Helden der Forschung können widerstehen, auch wenn die Köpfe unter der Last der Gedanken schon schaukeln und wiegen wie diejenigen indischer Arbeitselefanten nach einem 16-Stunden-Arbeitstag. Dann Roberts triumphaler Aufschrei, das Heureka der Klimaforschung. "Eimer! In Eimer pumpen!" Selten habe ich so viel Erleichterung in einem Gesicht gesehen. Wir strahlen. Das Vertrauen in die Wissenschaft und die Technik, in ihre Fähigkeit, die Probleme dieser Welt zu lösen, ist wiederhergestellt. Heute haben Robert, Hartmut und ich uns ein besonders großes Stück Kuchen verdient. Und einen ganzen Eimer Kaffee.
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