die wahrheit: Hippe Designerbrote
Die neueste Mode: It-Breads - Trendteiglinge der Saison - essbare und exquisite Fashion aus echtem Schrot und Korn.
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Alles fing mit dem "Baguette" von Fendi an. 1997 war das, und seitdem gibt es jede Saison eine Hand voll Brote, die den fashion victims dieser Welt als sogenannte It-Breads gelten: Edle und oft limitierte Designerbrote, mit denen Prominente gesichtet werden- und deren Ruhm und Sexyness sich auch auf die normale Kundin übertragen soll. Die muss allerdings meist Monate auf solche begehrten Stücke warten, wenn sie denn überhaupt eines bekommt.
Wer das nötige Kleingeld übrig hat, muss sich zunächst eine Scheibe Ahnung anlesen: "Nicht jedes so genannte It-Bread ist auch wirklich eins", sagt Ivonne Delp aus Berlin, Gründerin des Luxuslabels "Pur". Denn für die Hersteller ist der Begriff "It-Bread" mittlerweile ein wichtiger Teil ihrer Vermarktungsstrategie. "Dank einem It-Bread wird man auch mit einer drei Jahre alten Aldi-Jeans vom Türsteher in die Promi-Disco hineingewunken, denn das richtige Brot ist die Einlasskarte in den erlauchten Style-Himmel - so lautet die Verheißung."
Damit ein Brot zum Trendteigling der Saison wird, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen: Eine Kombination aus Luxus-Label, Back-Design und Medien-Hype. Derzeit treffen diese Faktoren zum Beispiel auf "Downtown Kasten" von Yves Saint Laurent zu. Ebenso gelten das Fransenbrot von Prada und der große Vierpfünder "Altmühltaler" von Chloé als aktuelle Glamourteile unter den Fashion-Broten.
Helfen kann bei der Auswahl auch das Studieren von Hochglanz-Magazinen wie der Bäckerblume. Denn auch die Frage "Welcher Star hatte was unterm Arm?" entscheidet mit über "It-Bread" oder "No-name-Bread". "Wenn Kate Moss eine bestimmte Mehrkornstange trägt, kann man sicher sein, dass es ein It-Bread wird", sagt Ivonne Delp.
Für den Stilberater Ingmar Blau aus Frankfurt kommt noch ein Merkmal hinzu. "Der eine freut sich über eine seltene Handtasche, die anderen darüber, ein auf 500 Laibe limitiertes Brot zu haben, das auch Sharon Stone besitzt", erklärt er den Reiz, Jagd auf bestimmte Brote zu machen.
Tatsächlich ist bei der Suche nach einem bestimmten Designerbrot oft Geduld am meisten gefragt. "Prominente werden von den Bakeries zwar häufig kostenlos ausgestattet", erklärt Blau. Kate Moss, Paris Hilton oder Madonna setzen also mit den neuesten Broten Trends, denen der Rest der Welt dann willig hinterherrennt. Nichtprominente Kundinnen tun das allerdings oftmals vergeblich. Denn sie gelangen häufig nicht einmal auf die Wartelisten, die die Nobelmarken für ihre beliebtesten Modelle führen. Für das "Pumpernickel Cashmere" von Hermès etwa ist die Warteliste inzwischen so lang, dass keine Vorbestellungen mehr angenommen werden.
Sammelleidenschaft ist ein Grund, der Frauen alle paar Monate wieder in die Läden treibt. "Brot kann man einfach nie genug haben", sagt Gundula Wild aus Berlin, die für ihr Label "Schrippomania" Einzelstücke aus ausgefallenen Getreidesorten entwirft. Außerdem ließen sich mit Broten immer Akzente setzen: "Auch an Tagen, an denen man mal keine Lust hat, sich groß aufzustylen." Dazu kommt, dass Designer-Brote zu jeder Frau passen. Im Normalfall müssen Käuferinnen dafür nicht einmal so tief ins Portemonnaie greifen. So ein Brot sei in jedem Fall aber eine todsichere Investition: "Das Luxus-Brot der vergangenen Saison kann man später immer noch selber aufessen."
Dennoch ist ein It-Bread ein absolutes Statussymbol. "Was dem Mann die Pilotenuhr, ist Frauen das Luxusbrot", erklärt Ingmar Blau. Zwei bis drei der Edellaibe sollte eine Frau seiner Ansicht nach im Schrank haben. "Es kommt natürlich immer auf den Geldbeutel an", sagt der Stilberater. Gibt der partout kein vollwertiges Accessoire her, empfiehlt Blau, mal bei Oma oder Mama im Küchenschrank nach vergessenen Klassikern zu suchen. Nur eines sollte niemand machen: Mit gefälschter Markenware herumlaufen. "Das ist einfach peinlich", warnt der Stylist. "Mit Fake-Hofpfisterlaiben aus einer chinesischen Billigklitsche blamiert man sich nur."
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