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die wahrheitUmrundungsverbot der wahrheit

Wer nicht hören will, muss fühlen.

Verbotsmissachterfoto Bild: ap

Die Wahrheit hat schon mehrfach ein absolutes Umrundungsverbot ausgesprochen. Denn zu viele Rekordsüchtige brechen immer wieder auf, um wehrlose Länder und Kontinente zu umrunden. Nun musste offensichtlich einer, der nicht hören wollte, mit seinem Leben bezahlen: Fast drei Monate nach dem Verschwinden des US-Abenteurers Steve Fossett hat dessen Ehefrau die Hoffnung auf ein Lebenszeichen aufgegeben. Laut einem Bericht der Umrunder-Zeitung Chicago Tribune beantragte Peggy Fossett, ihren Mann für tot zu erklären. Der 63-jährige Fossett war am 3. September allein mit einem Kleinflugzeug in Nevada gestartet und nicht zurückgekehrt. Fossett war bekannt für sinnlose Unternehmungen, bei denen er schon manches Mal nur knapp dem Tod entrinnen konnte. Er stellte mehr als hundert hirnrissige Weltrekorde auf. Unter anderem schwamm er durch den Ärmelkanal, durchquerte mit dem Hundeschlitten Alaska, bestieg alle Achttausender, die nicht bei drei auf den Bäumen waren, und umrundete mit dem Segelschiff sowie einem Heißluftballon den Globus.

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3 Kommentare

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  • J
    j.w.

    Mehr als 98% aller journalistischer Veröffentlichungen umrunden die Wahrheit.

    So, endlich gibt es ja das Umrundeverbot.

  • MB
    Marc Burger

    Etwas mehr TAZ bitte!

     

    Wahrscheinlich sitzt Fossett gerade in einem klimatisierten Hotelzimmer in irgendeinem Hilton, hat die Minibar inspiziert, sitzt am Computer, surft durch's Internet, liest Artikel über seine Vermisstenmeldung und lacht sich über die Meldung der TAZ schlapp. Warum? Nicht wegen geistigem Feinsinn in einer kultiviert rebellischen Haltung. Nein - er wurde selten so missverstanden.

     

    Fossetts Rekorde haben nichts mit "höher, schneller, weiter" zu tun, sondern die Herausforderungen der absoluten Einsamkeit zu meistern. Seine Abenteuer werfen nicht nur die Frage nach dem Sinn solcher Aktionen auf - sondern stellen den Sinn unseres eingeschränkten Daseins in Frage. Fossett stellte diesen fast philosophische Anspruch jedoch nie an seine Abenteuer. Ein Hund leckt sich bekanntlich auch nur an den Eiern - weil er es kann. Ein solcher Hund war Fossett.

     

    Fossett suchte nicht ein Land, einen Rekord oder eine Wahrheit, die er umrunden konnte - er suchte die Umrundung des Seins in meditativer Abgeschiedenheit. Fossett ist Autist - die Einsamkeit seine Bestimmung.

     

    Deswegen auch meine provokante Schlussfolgerung: Fossett lebt.

    Er will den Rekord, der derzeit von TAZ-Redakteuren gehalten wird brechen:

    die längste Zeit inmitten einer Horde anderer Menschen als verschollen gelten.

     

    Ich denke, Fossett hat einige Tage lang bei Baron Hilton ein lebenslanges Mietrecht in seinen Hotels ausgehandelt. Baron Hiltons Enkelin Paris hat zu diesem Zweck dieser Tage unerwartet 120 Mio Dollar vermacht bekommen. Das kann sie allerorten für Fossett als Handgeld in den Hoteltresoren deponieren. Alle haben gewonnen: Baron Hilton steht nicht als der olle Geizkragen da, der öffentliche Ruf von Paris als "Heiress" ist gerettet, Richard Branson hat PR über die Google-Earth-Suche bekommen und Fossett muss sein Geld nicht seiner Frau vermachen: ohnhe Sterbeurkunde kein Geld. Eine wirklich schlaue Alternative zu einer Scheidung.

     

    Ist Foossetts Aktion also die Umrundung des Gesetzes? Oder doch die Umrundung der Wahrheit? Eventuell ist es aber einfach nur die Umrundung der Wahrnehmung.

     

    Wahrheit ist nie das, was sich nur mit Worten ausdrücken lässt. Das wusste schon Laotse. Und das sollte der Schreibers dieses Artikels auch berücksichtigen, bevor er ebenso platte Wertungen, wie auch Geisteshaltungen zu Papier bringt. Nebenbei ist die Leserschaft mündig, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

     

    In diesem Sinne:

    in Zukunft wieder etwas mehr TAZ bitte...

  • ST
    S. T.

    Liebe Journalisten bzw Verfasser des Artikels über S. Fossett, selten habe ich einen sinnloseren Artikel als den Ihren gelesen. Entweder die ganzen "Rekorde" sind kompletter Unsinn, aber warum schreiben Sie dann aber bitte darüber? Oder Sie sind so klein mit Hut; einfach weil Sie vor Sozialneid fast platzen...

    Sollten Sie Ihren eigenen Ratschlag befolgen und "fühlen"; dann würde ich Ihnen raten, das Schreiben an den Nagel zu hängen.

     

    Freundliche Grüße