die wahrheit: Schwabinger Krawall:
Lederstripper bei der CSU.
Ein runder Geburtstag, hat der Hubsi gesagt, ist was Besonderes, und wenn die Jacqueline einen runden Geburtstag feiert, dann müsse man ihr was Besonderes bieten, da solle sich der Jackie nicht so haben, ganz gleich was letzte Woche mit dieser Studentin in der Brezn war oder grade deswegen. Aber was Besonderes, hat der Jackie gesagt, müsse ja nicht gleich ein männlicher Stripteasetänzer sein, da gehe ja vielleicht auch ein Parfum oder notfalls eine weibliche Stripteasetänzerin, wenn es schon was Nackiges sein müsse, weil das mit diesen Piercingtypen, die irgendwelche Ketten und Nägel in der Gegend spazierentragen, das sei nicht lustig, sondern höchstens schwul.
Da hat der Hubsi gesagt, der Jackie habe nicht die geringste Ahnung, was heutzutage in der Szene abgehe. Normale Stripperinnen gebe es höchstens noch bei Partys von der Uschi Glas, wo aber außer drittklassigem VIP-Boxen-Geschwerl niemand mehr hingehe. Selbst neulich beim Gauweiler sei ein männliches Stripper-Trio aufgetreten, und was die da gemacht hätten, frage er am besten den Ferrari-Schorsch, der die drei gleich für die Verlobungsfeier mit seiner neuen ungarischen Grafentochter engagiert habe, die aber inzwischen geplatzt sei, weil der ungarische Papagraf rausbekommen habe, was der Ferrari-Schorsch hauptberuflich macht und dass er ihm vor Jahren zehn Gramm Milchpulver für 2.000 Mark verkauft hat. Im übrigen solle der Jackie froh sein, wenn die Stripper schwul seien, weil er sich dann um seine Jacqueline keine Sorgen machen brauche.
Der Jackie hat überlegt und sich ein drittes und ein viertes Bier bestellt, woraufhin er noch unschlüssiger geworden ist. Dann ist der dicke Kerl von dem Event-Magazin eingelaufen und hat erzählt, dass der Kahn bei der Schampusorgie nach dem Pokalsieg sich mit einem Löwenfell verkleidet, einen Striptease hingelegt und sich ein Live-Piercing machen hat lassen, und das sei eine so sagenhafte Story, dass er sein Event-Heft vielleicht doch nicht insolvent melden müsse.
Der Jackie hat gesagt, was diese dumme Bayernsau könne, könne er schon lange, und hat dem Hubsi angeschafft, bei Call-a-Strip anzurufen und auf Mitternacht ein Dutzend vollgepiercte Schwuchteln zum Renato zu bestellen, und diese Uschi Kahn könne ihm mal im Mondschein begegnen mit ihrem ungarischen Milchpulver.
Dann haben der Jackie und der Hubsi noch ein paar Bier getrunken, um elf die Jacqueline und die Violetta abgeholt und sind zum Renato. Dort haben sie erfahren, dass eine Stadträtin von der CSU goldene Hochzeit feiert und deswegen geschlossene Gesellschaft sei, wo auch Stammgäste nicht zugelassen seien, schon gar nicht solche wie der Jackie und der Hubsi.
Die Jacqueline hat gekreischt, dass der Jackie ein dermaßener Depp sei, dass er ihr sogar den 30. Geburtstag ruiniere, und ist mit der Violetta davon. Und der Jackie und der Hubsi sind blöd dagestanden. Aber wie dann vier Taxis dahergekommen und vierzehn Typen in Lederbikinis ausgestiegen und peitschenschwingend in die CSU-Feier gestürmt sind, haben sie sich gedacht, dass es wohl am besten sei, den Abend ruhig in der "Sieben" ausklingen zu lassen und so zu tun, als wüssten sie von nichts.
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