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die wahrheitNeues aus Neuseeland

Striptease für Jade-Diebe.

Verbrechen, die die Welt erschüttern - damit kann Neuseeland nicht dienen. Keine Kellerverließe, keine Amokläufer, keine Leichen im Blumenkasten. Wo so wenig verbrochen wird, sollen die Gefängnisse dennoch nicht leerstehen. Deshalb braucht es weniger, um hinter Gitter zu wandern. Wer sich statt an Kindern an Steinen vergreift, dem droht mehrjähriger Kiwi-Kerker.

Pounamu, das "grüne Gold" der Maori, wird seit Urgedenken zu Talismanen und Anhängern zurechtgeschnitzt und ist neuerdings besonders beliebt bei Touristen. Die kostbaren Jade-Brocken finden sich an einsamen Flussufern und tief in den Wäldern der wilden Westküste und sind per Gesetz Kulturbesitz der Ngai Tahu, dem größten Maori-Stamm der Südinsel. Doch nicht jeder Westküstenbewohner hat Sinn für Kultur - immerhin waren die Vorfahren der der meisten Goldsucher. Helikopter-Pilot David Saxton und sein Sohn Morgan, meistens als Rettungsflieger an der Küste im Einsatz, standen jetzt vor Gericht: Über Jahre hatten sie von oben in der Wildnis riesige Pounamu-Steine gesichtet, per Hubschrauber herausgehievt und sie auf dem Schwarzmarkt verkauft.

Skandal zum Prozessauftakt: Die Saxtons zogen kleine grüne Stein-Anhänger aus einer Plastiktüte und überreichten sie ihren Angehörigen im Saal. Dort saßen jedoch auch etliche Maori, die Ngai Tahu vertraten. Im Gerichtssaal thronte zudem mahnend eine 250 Kilo schwere Scheibe Jade, als Anschauungsobjekt. Die Geschenkaktion kam nicht gut an. "Eine Geschmacklosigkeit", rügte der Richter die Diebe und verdonnerte sie zu einer Entschuldigung.

Doch mit ein bisschen "Sorry" allein war es nicht getan. Der Prozess endete mit 300.000 Dollar Geldstrafe und je zwei Jahren Gefängnis für die Piloten. Am Tag, als sie hinter Gitter wanderten, flog eine Hubschrauber-Staffel über das Gefängnis von Christchurch: "Free Saxtons now!", befreit die Saxons sofort, stand auf einem riesigen Banner hoch in der Luft. Doch kein grüner Steinhagel prasselte auf die Gefängnismauern nieder. Alles blieb ruhig. Fast.

In dem kleinen Küstenort Haast, aus dem die Saxtons stammen, wurde der Urteilsspruch nicht so einfach hingenommen. "Zwei gute Männer wurden aus unserer Mitte gerissen - wegen ein paar Steinen?", empörte sich Tasha Jones, eine 28-jährige Maklerin für Bauernhöfe. Sie und ihre Freundinnen schlagen nun mit ihren Waffen zurück. Sie ließen für einen Strip-Kalender die Hüllen fallen. Die Frauen - die älteste davon 56 - posieren mal am Traktor, mal mit Einfüllstutzen in der Hand am Heliport. Das Foto-Werk ist für 20 Dollar in Haast und im Internet zu kaufen und dient einem guten Zweck: Der Erlös soll den Saxtons die Berufung finanzieren.

Zwei Jahre Haft seien ein Unding, schimpfen auch die Saxton-Ehefrauen: "Wer jemanden totfährt, kommt mit weniger davon!" Ganz zu schweigen von heimtückischen Kleintierwerfern. In Whakatane wurde kürzlich ein Paprika-Pflücker zu 700 Dollar Geldstrafe verknackt, der einen Igel auf einen jugendlichen Radfahrer geworfen hatte. Dem Teenager steckten danach zwei Stachel in der Hüfte. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko. "Igel", so mahnte der Richter, "übertragen Krankheiten."

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