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die wahrheitDas Mittel Drastikum

Achtung, Achtung, ich erzähle jetzt die Geschichte vom Drastikum. Vorab muss ausdrücklich auf Folgendes hingewiesen werden: ...

Achtung, Achtung, ich erzähle jetzt die Geschichte vom Drastikum. Vorab muss ausdrücklich auf Folgendes hingewiesen werden: Ich erzähle die Geschichte ("Drastikum") nur dieses eine Mal und nur an dieser Stelle. Einen Nachdruck wird es nachweislich niemals geben. Sollte ich später auf den Text angesprochen werden, werde ich jederzeit die Autorschaft leugnen.

Mein Vater lag auf der Treppe und rief: "Hallo!". In seinem Gedärm lagerte ein Mühlstein, den er nicht recht abführen konnte, weshalb nur hin und wieder Kieselsteine aus ihm herausfielen. Der Mühlstein war entstanden, nachdem der Hausarzt meinem Vater geraten hatte, abends statt einer doch lieber zwei verstopfungsfördernde Tabletten zu nehmen. So lautete jedenfalls die Diagnose des Notarztes, der, von der vorliegenden Not angelockt, ins Haus kam und meinen Vater untersuchte.

Dabei erzählte er: "Meine Mutter ging nur einmal im Monat kacken, wobei sie immer jammerte, dies sei schlimmer als Kinderkriegen." Weder mein Vater noch ich hatten als Schüler in Verdauungskunde gut aufgepasst, so dass uns der Notarzt Nachhilfe geben musste: "Der Stuhl muss schließlich nach Absturz in den blinden Teil des Darmes von alleine wieder - wie ein Bergsteiger - mit gekonnter Peristaltik nach oben, um unter dem Herzen sozusagen zur Milz hinüberzukriechen, und dies ist kein Zuckerschlecken!"

Ich bekam Ehrfurcht vor der Schöpfung, in der alles so weise eingerichtet ist. Dann bekam ich den Auftrag, zur Apotheke zu laufen und ein vom Arzt verordnetes Drastikum zu holen. Weil Sonntag war, stand die Apotheke weit draußen vor der Stadt, nein, das stimmt nicht, sie stand schon mitten in der Stadt, aber ziemlich weit von unserem Wohnhaus entfernt. Das hätte sie, wie ich inzwischen denke, an jedem Werktag genauso getan.

Die Tür stand sogar weit offen, und ich konnte wie ein Kunde eintreten. Zuerst rief ich: "Hallo!", dann: "Nein!", denn in der Person hinter der Verkaufstheke erkannte ich mit Schrecken die Apothekerin. Vor zehn Jahren hatte ich sie glühend bewundert, jetzt konnte ich sie nur noch anhand des Namensschildes identifizieren, das an ihr befestigt war. Sie sah aus wie ihre Großmutter, und am liebsten hätte ich ihr ein drastisches Verjüngungsmittel ausgehändigt, hatte aber nur die Verordnung über das Drastikum für meinen Vater.

Sie las den Wisch, nickte wissend mit dem gealterten Kopf und erzählte: "Meine Mutter ging nur einmal im Monat kacken, wobei sie immer jammerte, dies sei schlimmer als Kinderkriegen." Erstaunt fragte ich: "Ist der Notarzt Ihr Bruder?" - "Ich werde das überprüfen", antwortete die Apothekerin. "Hier ist einstweilen das Mittel. Nun lauf schön heim!" Das tat ich.

Kurz bevor ich die Bahn erreichte, die mich zum Stadtrand bringen sollte, trat mir ein Mädchen in den Weg und verlangte 40 Cent, um sich Drogen kaufen zu können. Ich hatte aber keine 40 Cent, und daher verlangte sie: "Dann musst du mir geben, was du da bei dir hast." Weil sie mich andernfalls auf der Stelle getötet hätte, gab ich ihr das Drastikum. Sie las nur die ersten beiden Buchstaben und triumphierte: "Das ist ja eine Droge!" Gierig grunzend schluckte sie das ganze Zeug. Dann zerriss es sie.

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