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die wahrheitNeues aus Neuseeland: Rettung für Kiwis auf der Kippe.

Als wir das letzte Mal wählten, hievte Deutschland zeitgleich Angela Merkel auf den Thron. Diesmal werden in Neuseeland die Stimmzettel wenige Tage nach der Schlacht...

Als wir das letzte Mal wählten, hievte Deutschland zeitgleich Angela Merkel auf den Thron. Diesmal werden in Neuseeland die Stimmzettel wenige Tage nach der Schlacht ums Weiße Haus gezählt. Reiner Zufall? Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Kiwis keine gewehrschwingende Gebärfaschistin mit eingeschränkter Hirnfunktion aufbieten können, in die bereits vor dessen Ableben Jörg Haiders Geist gefahren ist. Ultra-rechts, saudumm und perfekt gestylt wie Sarah Palin - so was fehlt Neuseeland. Daher segelt es lieber im Windschatten der Großen mit. Merkt ja eh keiner.

Wer außer den vier Millionen hier unten und ein paar Ex-Pats in Sydney oder London weiß schon, dass unsere Premierministerin nächste Woche auf der Kippe steht? Welt, hingehört! Dem progressivsten, friedlichsten und bikulturellsten Land südlich des Äquators steht ein großer Rechtsruck ins Haus. Am Samstag sieht es düster aus für Aotearoa.

So düster, dass wir Haus und Hof für die Rettung der Nation zur Verfügung stellen. Unser Vorgarten muss agitieren - das Private ist politisch. Neben dem Briefkasten steckte seit drei Wochen ein Schild, ein Meter mal ein Meter, weiß auf grün: "Think green? Act green? Vote Green." Was tut man nicht alles, selbst dann, wenn die Einfahrt in einer so vertrackten Kurve liegt, dass die meisten Anwohner lieber in weitem Bogen darum herum fahren. Zumindest sieht es der Briefträger. Jede Stimme zählt.

Der nette Wahlkampfhelfer der Grünen, der das Schild eigenhändig in den Boden rammte, hatte leider nur noch zwei Motive zur Auswahl. Anscheinend Auslaufmodelle für Sympathisanten mit strategisch eher ungünstigen Grundstücken. Das andere Motiv war eine Luftaufnahme der Erde, darüber der Slogan in Maori: "Moe te ao". Das heißt: "Für den Planeten". Wir durften aussuchen. Die Erde war schöner, aber leider spricht unser Briefträger nicht Maori.

Die ersten Reaktionen überraschten dann doch. Der Nachbar verwickelte meine Kinder am Tag nach der Schildanbringung in ein Gewissensverhör. Er ist schizophren und Alkoholiker, was das Gespräch eher erschwerte. Aus seinem Lallen war herauszuhören, dass unser Hafenort seit jeher Labour wählen würde. Das finde ich sehr beruhigend.

Eines muss man den Grünen lassen: Sie haben in dieser Kampagne die besten Plakate. Designerpreisverdächtig ist das Bild eines kleinen Mädchens, verträumt am Wasser stehend, zerzauste Haare im Wind, bunter Ringelpulli, darüber die Worte: "Vote for me". Visuell unempfängliche Menschen werden von der liberalen Act Party bedient, die das tranige Gelb in der Landschaft verbreitet, das ihr Vorsitzender gern als Jackett trägt.

Der Preis für den größten Überraschungseffekt geht eindeutig an die Labour-Partei. Irgendwie haben die Sozis es geschafft, eine strahlend attraktive Frau mit flotter Frisur und geraden Zähnen zu finden, die Premierministerin Helen Clark entfernt ähnlich sieht. Wer so radikal retouchiert wie die jetzige Regierungspartei, der kämpft offensichtlich bis aufs Blut.

Wir haben den Kampf bereits aufgegeben. Unser Wahlschild ist seit Freitag aus der Einfahrt verschwunden. Es wurde an Halloween geklaut. Zu gruselig?

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