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die wahrheitDie Subversion der Kanakenkinder

Migrantenkinder sind vor allem eins: ein lästiges, nerviges Problem. Ein "pain in the ass" der deutschen Gesellschaft. Das ist zumindest der Eindruck, den das öffentliche...

Migrantenkinder sind vor allem eins: ein lästiges, nerviges Problem. Ein "pain in the ass" der deutschen Gesellschaft. Das ist zumindest der Eindruck, den das öffentliche Delirieren der um Stimmen bettelnden Politiker und vieler Medien vermittelt.

An was die Ausländergören nicht alles schuld sind! Dass einige Bundesländer wieder bei der Bildungsspartakiade "PISA" versagt haben, liegt etwa nicht an der deutschen Discounter-Schulpolitik und einer Klassen- und Rassensegregation nach der Grundschule, sondern an der Unfähigkeit der kleinen Alis und Fatmas mitzuhalten. Die Jugendkriminalität, das wissen wir seit Roland Koch, entsteht ebenfalls im nichtarischen Millieu, und selbst linke Journalisten tun so, als ob man als Jude oder Schwuler in einer national befreiten Zone in Ostdeutschland weniger gefährlich lebt als im von Orientkids bewohnten Neukölln.

Mit einer Selbstgerechtigkeit sondergleichen inszeniert sich Deutschland als liberale Zivilgesellschaft, die von den bildungsfernen, kulturell auf Hass und Unterdrückung abonnierten asiatischen Horden bedroht wird. Dieses deutsche Selbstbild, das in den bürgerlichen Vororten und Mittelschichts-Altbau-Vierteln der Großstädte generiert wird, hat selbstverständlich nichts mit der Realität in der sächsischen oder oberbayerischen Provinz zu tun, wo oft eine Intoleranz gegenüber jeder Abweichung herrscht, die sich hervorragend mit jedem Islamismus-Irrsinn vertragen würde. Aber wen interessiert schon die Wirklichkeit.

Da mobbt man doch lieber die kleinen Orientalen. Die nicht nur meist in Deutschland geboren - also Deutsche - sind, sondern vor allem auch: Kinder. Wie alle anderen auch, manche nett, manche pestig, manche klüger, manche doofer. Offensichtlich sind wir schon so weit, dass man solche Selbstverständlichkeiten wieder aussprechen muss. Denn schon lange schaut niemand mehr auf das Potenzial dieser Kinder, dass sie zum Beispiel, um nur das offensichtlichste zu nennen, oft zwei Sprachen beherrschen. Ach was, heißt es da, die könnten ja keine der Sprachen richtig. Darauf kann man nur sagen: Immerhin! Wie viele Immer-schon-Deutsche können nicht mal eine Sprache richtig?

Interessanterweise passiert trotz der zum Teil echten, zum Teil angeblichen Probleme mit den Kanakenkindern jetzt auch in Deutschland das, was man in angelsächsischen Ländern schon länger beobachten kann: Die Kulturlosen entern die Kultur. Eine relevante deutsche Popmusik wäre ohne die Ausländerkinder sowieso nicht denkbar, aber auch für Literatur, Theater und Film werden die Parias immer wichtiger. Kunst braucht eben Reibung. Dass der erfolgreichste deutsche Filmemacher türkische Eltern hat, ist kein Zufall, sondern nur konsequent. Bleibt nur zu hoffen, dass solche Erfolgsgeschichten auch zur Folge haben, dass immer mehr Migrantenkinder sich weigern, die Berufsvorschläge anzunehmen, die die deutsche Medienöffentlichkeit ihnen macht.

Man muss kein Drogenhändler, islamistischer Terrorist und keine zwangsverheiratete Massenmutter werden. Nee, man kann auch Filme machen, Bücher schreiben. Oder sich meinetwegen zur Parteichefin wählen lassen.

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8 Kommentare

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  • M
    Max

    Ohje, wie herzlos unsere Gesellschaft doch immer wieder sein kann...

    Herr Kurdi trifft den "deutschen Durchschnittsbürger" voll ins Herz und man ertappt sich dabei, wie gemein und unfair man doch den ausländischen Nachkommen gegenüber steht. Herr Kurdi scheint zu glauben die gebildete Mittelschicht wird schon mit einem Hals auf ausländische Jugendliche geboren. Nein, Herr Kurdi, viele dieser sog. "Orientkids" sorgen ganz allein dafür, dass man sie nicht mag. Durch ihr Verhalten im öffentlichen Leben bildet man sich ein Urteil über sie. Und so, wie sich schon ziemlich viele von ihnen verhalten, kann dieses Urteil einfach nicht gut ausfallen, wobei ich zum Glück schon oft eines besseren belehrt wurde, dass mindestens genauso viele anständige, nette Mitbürger sind.

    Das unser Schulsystem marode ist, brauchen wir nicht zu diskutieren.

    Auch wenn die Kids vielleicht nicht die beste Erziehung erfahren haben, ist es, denke ich, zu einfach dann dieses Verhalten, welches oft an den Tag gelegt wird, einfach auf die Erziehung zu schieben.

    Und ihre Verallgemeinerung der Menschen, die in der Provinz leben ist mindestens genauso primitiv, wie wenn man einen Satz mit "Die Ausländer...." beginnt.

    Denken sie einfach noch mal darüber nach....

  • M
    Maddin

    Ach Herr Kurdi, soll das Real-Satire sein? Sie veranstalten mal wieder das übliche BRD-Bashing und haben ja sooo Recht: es wimmelt hier nur von hochtalentierten Autoren und hervorragenden Wissenschaftlern mit Migrationshintergrund.

     

    Und diese Rapper mit ihren geschmackvollen Musiktexten sind eine echte kulturelle Bereicherung...

  • RR
    Rudolf Rall

    @David

     

    Warum sollten da Zwangseinheitssschulen helfen? Sind Kinder kleine Sozialarbeiter?

     

    Oder analog dazu: warum setzt man in die taz-Redaktion und andere Arbeitsplätze nicht zwangsweise ein paar asoziale Kleinkriminelle zur besseren "Durchmischung"?

  • MH
    Markus Hill

    Schön, dass hier jeder einmal eine auf die Mütze bekommt. Aber: Inhaltlich schwach. Gedanke für Diskussion aber GUT. Beispiel: Migrantenkinder. Fairness in der Diskussion wäre angebracht. In aller Linie sollte man dann eher vorrangig "Türkenkinder" schreiben (bei denen, die nicht die BRD-Staatsangehörigkeit haben). Grund: Das ständige Nennen von negativen Punkten die Migrantenkindern zugeschrieben werden, stellt meiner Ansicht nach eine Beleidigung von Persern, Chinesen und anderen Bevölkerungsgruppen dar. Richtig: Die Kinder können in jungen Jahren nicht für die Verfehlungen der Eltern verantwortlich gemacht werden. Genauso wie bei deutschen bildungsfernen Schichten. Asiatische Familien könnten in Ihrer Schätzung von Bildung vielleicht einmal als ein positives Beispiel herhalten. Vielleicht wäre das einmal einen Beitrag für DIE WAHRHEIT, Beispiel: Warum haben die Chinesen und Inder in Deutschland mehr drauf?, oder so.

    Kulturbeitrag: Da sollte man sich nicht lächerlich machen, verschwindend gering. Im Auftrieb, wäre auch zu wünschen. Wenn so etwas zu stark übertrieben wird, kann das einen starken Widerwillen und Zweifel (hier zu recht) beim Leser erwecken. Die Bilanz bleibt weiterhin negativ, die wohl vorrangig türkische Elternschaft kann noch viel Engagement zeigen, um das ramponierte Image wieder aufzubessern. Die Hoffnung muss man nicht aufgeben.:-)

  • G
    Gepi

    "Die Wahrheit"? - ich bin es leid, neben den Rolle-Koch-Stumpfheiten die gefühlsduseligen Anpreisungen der ach so kulturellen Migranten zu lesen. Zunächst: Wir, die Mehrheitsgesellschaft sind zu einem guten Teil mit schuld. Aber: ein riesen-Problem sind nun einmal die Jungen (Fatma kann man als zu generalisierendes Problemkind getrost vergessen)von 15 - 25, unfähig, ihren Namen unfallfrei zu schreiben, dauernd von "Respekt" faselnd, den sie niemandem entgegen bringen. Da muss etwas geschehen - aber über ein vernünftiges Rezept findet man bei Euch in bunten Kulturfarben delirierenden Autoren schlicht nix.

  • D
    David

    Vielen Dank für diesen Artikel!

     

    >>...deutschen Discounter-Schulpolitik und [...] Klassen- und Rassensegregation nach der Grundschule...

  • RR
    Rudolf Rall

    Gibts für die Behauptung //Realität in der sächsischen oder oberbayerischen Provinz zu tun, wo oft eine Intoleranz gegenüber jeder Abweichung herrscht, die sich hervorragend mit jedem Islamismus-Irrsinn vertragen würde.// auch irgendeinen Beleg oder deliriert da der Autor seine kleinen Stereotypen?

  • A
    anne

    Danke!

    endlich lese ich mal, was ich selber schon so lange beobachte und denke! danke, danke, danke - mehr hab ich grad nicht zu sagen!