die wahrheit: Und dann kamen sie doch!
Heimkehr in eine fremde Heimat: Erich von Däniken von Außerirdischen entführt.
![](https://taz.de/picture/364895/14/ahrehit_gross.jpg)
Plötzlich war da dieses gleißende Licht, das alles verschluckte. Erstaunt sogen die anwesenden Gäste Luft ein. Gänzlich paralysiert mussten sie erleben, wie Erich von Däniken während eines Vortrages im Kulturhaus Stadtgarten in Neuruppin am 17. Januar plötzlich verschwand. Weggebeamt, mitten in seinen Ausführungen darüber, wie sich mit koptischen Manuskripten aus der Bibliothek von Alexandria eine katzenförmige Zeitmaschine konstruieren ließe.
73 Erdenjahre waren wohl genug auf diesem Planeten voller Ignoranten. Hier gehörte er sowieso nicht hin, der kleine Erich vom anderen Stern. Am 14. April 1935 wurde er von Außerirdischen als Sohn eines Schweizer Kleiderfabrikanten hier ausgesetzt und haderte fortan mit seinem irdischen Leben, in das er sich nie so richtig einfügen wollte. Schon in seiner Zeit am Gymnasium setzte sich EvD, wie ihn seine wenigen Freunde immer nannten, mit Archäologie und Futurologie, Weltraumfahrt, Molekularbiologie sowie Mutationen des Menschengeschlechts auseinander. Während seine Klassenkameraden Fußball spielten und im Pausenhof knutschten, träumte Erich von mutierten Geschlechtsknospen und tausend Jahre alten Alien-Göttern.
Irgendetwas in ihm schien ihn zur Ergründung seiner Herkunft zu drängen. Das in seinem Unterbewusstsein gespeicherte Wissen brach immer wieder hervor und ließ Däniken die kühnsten Theorien entwerfen über prähistorische Astronautenbesucher von fremden Sternen, die auch die wahren Erbauer der Pyramiden gewesen seien. Alles klang so fantastisch und unglaublich, dass sein erstes Buch "Erinnerungen an die Zukunft" 1968 zunächst von 20 Verlagen abgelehnt worden sein soll. Dennoch entpuppte es sich als ein unerwarteter Erfolg - die Verkaufszahlen schnellten in Millionenhöhe. EvD löste weltweit eine Art "Dänikenitis" aus. Dem Erstling folgten unzählige weitere Werke, deren Thesen nie wirklich wissenschaftlich bewiesen werden konnten, sich aber hartnäckig in den Köpfen der Menschen hielten. Und wer hätte ahnen können, dass alles wahr ist?
Trotz aller Kritiker - und das waren beileibe nicht wenige - hat es von Däniken weit gebracht. Er hinterlässt unserem Planeten einige beindruckende Bücher. Darunter die autobiografisch geprägten Werke "Wir alle sind Kinder der Götter", "Besucher aus dem Kosmos" und "Die seltsame Geschichte von Xixli und Yum". Außerdem gehört zu seinen Auszeichnungen neben der Ehrendoktorwürde der Universidad Boliviana und der Ehrenbürgerschaft der Städte Nazca und Ica (Peru) auch die Ehrenmitgliedschaft des Ordens "Cordon bleu du Saint-Esprit". Eine saubere Leistung für einen, der nicht von dieser Welt ist.
Doch alles muss ein Ende nehmen, auch das intergalaktische Experiment "Erich goes to Earth". Er kehrt heim in seine eigene Galaxie. Freilich nicht ohne etwas mitzunehmen: Von den Tantiemen für seine Werke kann er nun eine ausgedehnte extraterrestrische Rente genießen. Und die will gut finanziert sein, in seiner Heimat werden schließlich alle 2.000 Jahre alt. Seine Heimkehr - oder "Entführung", wie es einige entrüstete Fans nennen - ist also nicht wirklich tragisch. Zudem erringt EvD so einen finalen Triumph: Er beweist allen Kritikern, dass er doch recht hatte.
Aber was ein echter Fantastologe ist, verlässt die Bühne selbstverständlich nicht ohne Glamour und Tamtam. Seine Fans begeisterte er ein letztes atemberaubendes Mal. Am Himmel über Neuruppin war noch Stunden nach dem Verschwinden EvDs aus dem Kulturhaus eine merkwürdig leuchtende Wolkenformation zu sehen, die eine Botschaft verkündete, mit der Erich von Däniken immer seine Vorträge abzuschließen pflegte: "Bitte, meine Damen und Herren, glauben Sie mir kein Wort."
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