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die wahrheitBeten ist das neue Shopping

Endlich mal eine gute Nachricht: "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Mach dir also keine Sorgen und genieße dein Leben." Die frohe Botschaft...

...befindet sich in 1.000 Londoner U-Bahnwaggons und auf 800 Bussen im Vereinigten Königreich - außer in Nordirland. Dort hat man Busse schon aus geringfügigeren Gründen angezündet, und das ist noch gar nicht so lange her.

Die Idee zu der atheistischen Werbung stammt von der 28-jährigen Schriftstellerin Ariane Sherine. Sie hatte sich über eine Reklame auf Londons Bussen geärgert, mit der auf eine christliche Website hingewiesen wurde. Nichtchristen seien zur immerwährenden Trennung von Gott verurteilt und müssen für alle Ewigkeit unter Qualen in der Hölle schmoren, heißt es darin. Die Betreiber der Seite "Jesus sagte" wissen auch, wie die Hölle aussieht: "Ein See von Feuer, der für den Teufel und all seine Engel vorbereitet wurde."

Man räumt jedoch ein, dass niemand Gott je gesehen habe. "Aber er ist durch den Gottessohn, der an seines Vaters Seite sitzt, bekannt geworden." Das klingt wie "Harald Juhnke, bekannt durch Funk und Fernsehen". Gott selbst habe eine Reihe von Gesetzen erlassen, die als "das Gesetz" bekannt seien. Demnach ist Sünde verboten. "Aber jeder sündigt von Natur aus", wissen die Jesus-sagte-Leute. Sünden können Lügen, Eifersucht, Stehlen, Morden, Ehebruch, sexuelle Perversion oder Übertreibung sein. Übertreibung? Das ist der größte Riesensupermegaquatsch. "Gott ist ein Gott der Liebe", heißt es auf der Seite, und er verlangte ein perfektes Opfer: "Dieses Opfer war sein einziger Sohn Jesus." Das ist also Liebe. Wer das nicht glaube, sei verratzt und werde geröstet.

Sherine glaubte es nicht und hoffte, dass genügend Atheisten jeweils fünf Pfund spenden würden, so dass 5.500 Pfund zusammenkämen. In dem Fall wollte Professor Richard Dawkins von der Britischen Humanistischen Vereinigung weitere 5.500 Pfund drauflegen, damit man 30 Busse mit der fröhlichen Botschaft bepflastern könnte. Er ist der bekannteste Atheist Großbritanniens. Die Methodisten reagierten mit Humor: "Wir freuen uns über Herrn Dawkins kontinuierliches Interesse an Gott", sagte ein Kirchensprecher.

Die 5.500 Pfund hatte Sherine innerhalb weniger Minuten beisammen, nachdem der Aufruf im Internet geschaltet worden war. Bis heute sind rund 150.000 Pfund eingegangen, Spenden kamen aus Russland, den USA, Neuseeland und anderen Ländern. Selbst die christliche Ideenschmiede "Theos" hat 50 Pfund gespendet, damit Gott endlich mal wieder in die Presse käme. "Militante Atheisten sind die beste Werbung für das Christentum", sagte der Direktor Paul Woolley. Sherines Idee ist in Spanien, Italien und den USA nachgeahmt worden. In Australien wurde der Slogan "Atheismus - schlaft sonntags aus" verboten. Sherine ist, ebenso wie Barack Obama, für die Wahl zur "säkularistischsten Person des Jahres" nominiert worden.

Die Journalistin Elaine Edwards springt dagegen den Christen hilfreich zur Seite. Angesichts der Rezession und der steigenden Arbeitslosigkeit schlägt sie eine Gegenkampagne vor mit dem Slogan: "Pleite, deprimiert? Wende dich an Gott. Beten ist das neue Shopping."

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