die wahrheit: Spenden für Sloterdijk
Die FAZ bringt seit einiger Zeit eine Artikelserie zum Thema "Die Zukunft des Kapitalismus". Da kommen Fachleute wie Heiner Flassbeck zu Wort, aber auch Meinungsathleten wie Martin Walser...
Da konnte auch der Sprechblasen produzierende Medienguru Peter Sloterdijk nicht fehlen - ganzseitig, wie üblich beim Lautsprecher aus der Provinz. Seine Botschaft war kurz: Abschaffung der Einkommensteuern durch eine "Revolution der gebenden Hand". Das ist nur eine Übersetzung des FDP-Slogans "Mehr Freiheit - weniger Staat" aus dem Slang der Partei der Besserverdienenden ins medienphilosophische Gebrabbel.
Sloterdijk holte deshalb aus und halfterte alles Sachdienliche, was zu Steuern von Karl Marx bis Max Weber gesagt wurde, als Nebensache ab und unterschied zwischen "Produktiven" und "Unproduktiven" - also zwischen Einkommensteuerzahlern und solchen, die keine Einkommensteuern zahlen. Der Einfachheit halber ließ Sloterdijk andere Steuerformen - insbesondere die "egalitäre", also alle gleich stark belastende, insofern absolut unegalitäre Mehrwertsteuer - weg.
Sloterdijks Unterscheidung zwischen "Produktiven" und "Unproduktiven" ist die nach FDP-Manier weichgespülte Unterscheidung Nietzsches zwischen "ausgesuchteren, feineren, seltsameren, schwerer verständlichen" Menschen und den "ähnlichen, gewöhnlichen, durchschnittlichen, herdenhaften" Menschen. Kurz: Sloterdijk übersetzt also nur Nietzsches ordinäres "Herrenmenschen"-Ressentiment gegenüber "Herdenmenschen" ins Westerwellische. Sloterdijks Artikel erschien nach der EU-Wahl, die der FDP Zuwächse bereitete. Insofern hat Sloterdijk keinen Anteil daran, aber er liefert dem steuerfeindlichen, politisch verlotterten Staubürgertum der Besserverdienenden nachträglich den Rechtfertigungsschleim.
Die Besserverdienenden könnten sich noch wundern. Denn die Pointe des Aufrufs zur Abschaffung der Einkommensteuer liegt darin, dass die "gebende Hand" an Stelle von "Zwangssteuern" treten soll. Nun lebt Professor Sloterdijk lebenslang von staatlicher Alimentation, also von Steuergeldern, ohne je einen Cent in eine Pensionskasse einbezahlt zu haben. Wenn der baden-württembergische Finanzminister schlau wäre, würde er seinem Kostgänger Sloterdijk ab sofort die Steuern erlassen, die "Beihilfe" zur Krankenversicherung kündigen und die Gehaltszahlung einstellen.
Dem Publikum böte sich dann das Schauspiel, wie Sloterdijk am Karlsruher Bahnhof herumlungert auf der Suche nach "gebenden Händen" Besserverdienender. Und vielleicht käme es auch zu starken Bildern von FDP-Parteitagen, auf denen Westerwelle seine Leute auffordern würde, dem Erfinder der FDP-kompatiblen "Revolution der gebenden Hand" ein paar Euro zu spenden. Sonst müsste Sloterdijk nämlich sein Ferienhaus in Frankreich verkaufen, um an Hartz-Kohle heranzukommen. Das wäre allerdings nicht im Sinne des FDP-Slogans "Mehr Freiheit - weniger Staat".
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