die wahrheit: Neues aus Neuseeland (diesmal Fidschi): Bleib im Hotel, stell keine Fragen
Es ist das Schicksal der Südsee, dass sie außerhalb Ozeaniens nur als putzige Postkarte stattfindet. Ist Israel ein "Paradies", weil es dort Strände gibt? Sieht man in Belgien...
... überall Kinderschänder und in Holland bloß Gouda? Wenn ja, dann bitte nicht über Israel, Belgien oder Holland berichten. Auch wenn man Dozentin für Journalistik ist, so wie Dr. Pia Heinemann. Doch dort, wo sie sich am wenigsten auskennt, darf sie verbale Panik verbreiten. Armes Fidschi.
Was immer die Redakteurin der Welt nach Melanesien geführt hat, bleibt ein Rätsel. Umso übler liest sich der Skandal: Fidschi ist kein Robinson-Club. Heinemann bemerkte auf ihrer Stippvisite im Inselreich, dass die Schiffe im Hafen rosten. Unerhört! Dunkelhäutige starrten sie auf der Straße an. Beängstigend! Fazit: "Die Insel ist ein Traum. Ein Wimpernschlag, und sie wird zur Hölle."
Die Hölle beginnt damit, dass "ein Raubvogel hustet wie ein Hund". Nicht nur die Natur ist gespenstisch. Weil das Gefängnis in Suva von außen abgewrackt wirkt, weiß Panik-Pia, ohne es je betreten zu haben: Es ist "Grauen erregend". Grauen erregend ist, dass so ein Klischeekompost abgedruckt wird. Aber bei den kleinen, fernen Ländern kommts nicht so genau drauf an. Da geht auch krasser Unfug: "Manchmal schießen die Milizen einfach so." Reisewarnung an die Welt: Besser nicht nach Bangkok fliegen. Da checken Kollegen solche Behauptungen gegen.
Tatsache ist: Fidschi ist ein faszinierendes und umwerfend freundliches Land. Leider ist es seit dem letzten Putsch auch eine Militärdiktatur. Die Presse wird zensiert, es hat Repressalien, Verhaftungen und Ausweisungen gegeben. Darüber muss man berichten. Dafür muss man aber ein paar Fragen stellen, selbst als Frau von Welt. Doch Heinemanns Recherche geht so: "Stell keine Fragen. Nimm niemanden mit. Halte nirgendwo an. Keine Fotos. Bleib im Hotel. Geh nicht in die Stadt."
Suva, wie so manche Hauptstadt, kann nachts gefährlich sein. Kriminelle gibt es auch dort, wo die "Zikaden knattern" und "Mangroven trotzen". Also sucht die rasende Reporterin, offensichtlich tropenblind, nonverbal nach Informationen: "Die Menschen starren auf die Straße … Ich kann ihr Gesicht nicht lesen. Sie lesen meines nicht. Fahr einfach weiter, halt nicht an, steig nicht aus."
So sollte man es der Einfachheit halber auch in den anderen Ländern halten, wo es mit der Pressefreiheit hapert. Egal ob in Ägypten oder Vietnam: Immer schön im Mietwagen bleiben und unter verschärften Bedingungen (getönte Scheiben? Regen?) den Passanten ihre permanente Bedrohung vom Gesicht ablesen. So geht das. Ängstlich hingespürt, geschluckt, verdaut, ausgeschieden. Und dabei ein paar wichtige Randnotizen aufgeschnappt: "Die Schlaglöcher werden größer."
Was größer wird, ist die Armut in Fidschi, weil Touristen sich von solchen Zerrbildern verschrecken lassen und den Menschen dort Unrecht tun. Was größer wird, ist die Dummheit der Eurozentristen. Was noch kleiner in den Köpfen der Leser wird: die Südsee.
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