die wahrheit: Aus der Grill!
Der deutsche Wagen (Ende): Die ehemals großen Publizisten Broder, Sarrazin und Schirrmacher trennen sich von ihrem kleinen Imbiss.
Was bisher geschah: Die drei Betreiber mussten feststellen, dass ihre Wurst polnischen Ursprungs ist, womit die Frage aufkam, ob denn polnische Schweine nicht eigentlich auch deutsch sind.
(Broder und Schirrmacher stehen im Imbisswagen. Die Schürze über Schirrmachers deutlich gewachsenem Bauch ist fleckig, der "Fröhliche Ostpreuße" ist nur noch ganz leise zu hören.)
Broder: "Frank, das war heute nur eine Wurst."
Schirrmacher: "Ich weiß." (Pause.) "Aber immerhin mit extra Ketchup!"
Broder: "Extra Ketchup, Frank, das sind 30 Cent." (Pause.) "Und du bist echt fett geworden."
(Schirrmacher guckt ihn verwundert an.)
Broder: "Glaubst du, ich hab das nicht bemerkt, dass der Verkauf ausgerechnet dann gut war, wenn du allein Dienst geschoben hast?!"
(Schirrmacher guckt betreten.)
Broder: "Frank, du siehst aus wie Jürgen Tarrach!"
(Betretenes Schweigen.)
Schirrmacher: "Meinst du, der Theo hat das auch gemerkt? Mensch, wenn der das merkt, macht er den Laden sofort dicht!"
Broder: "Ich glaub nicht, dass er das mitbekommen hat. Der hat doch nur Augen für seine Statistik, um zu beweisen, dass sich die Fressgier bei Ausländern diametral zu ihrer Intelligenz verhält."
Schirrmacher: "Tut sie nicht, hätte ich ihm auch sagen können.
Broder: "Woher weißt du das?"
Schirrmacher: "Da habe ich mal eine Semesterarbeit zu verfasst."
Broder: "Frank, du überraschst mich immer wieder. Wahrscheinlich hast du auch zum Einfluss Ernst Jüngers auf meine Arbeit geforscht.
(Schirrmacher schweigt.)
Broder (erregt): "Frank!"
(Sarrazin kommt.)
Schirrmacher (um Ablenkung bemüht): "Der Finanzminister kommt!"
Sarrazin: "Wir müssen reden, Männer!"
(Schirrmacher und Broder verlassen den Wagen. Alle drei setzen sich auf die Bierkisten vor dem Imbisswagen.)
Sarrazin: "Ich habe Kassensturz gemacht, Männer. So geht es nicht weiter. Wir müssen den Laden dichtmachen."
Broder: "Ohhhhh! Wirklich?!"
Schirrmacher: "Kann man da nichts machen? Ist das wirklich definitiv?"
Sarrazin: "Ist es. Wir haben in den vergangenen zwei Monaten 123 Würste verkauft und 1,2 Kilogramm Kartoffelsalat. Wenn ich dann mal die Würste abziehe, die Frank gegessen hat, bleiben nur 57. Davon lässt sich definitiv nicht leben."
Schirrmacher: "Aber ich hab doch bezahlt ? Und was ist, wenn wir einen weiteren Laden aufmachen würden. Einen an einem besseren Standort?"
Sarrazin: "Das hieße den Teufel mit dem Brezelbub austreiben."
(Schirrmacher und Broder schauen sich an.) Broder: "Mit dem was?"
Sarrazin: "Dem Brezelbub."
(Schirrmacher und Sarrazin schauen sich erneut an, brechen in schallendes Gelächter aus.)
Schirrmacher: "Beelzebub, Theo. Das heißt Beelzebub!"
(Die beiden können sich gar nicht mehr beruhigen, Sarrazin ist beleidigt.)
(Nach einer Weile) Broder: "Und, wie geht es jetzt weiter?"
Sarrazin: "Na, ich würde sagen, Grill aus und alles vergessen."
Schirrmacher: "Aber was wird aus uns? Wir wollten doch was Neues anfangen."
Sarrazin: "Meine Frau hat das Angebot, ein Buch zu schreiben. Ich glaub, da häng ich mich ran. Und ihr? Irgendwas in Aussicht?"
Broder: "Ehrlich gesagt, ich hab genügend Angebote. So Leute wie ich, die auf Knopfdruck abätzen können, gibt es ja nicht so viele. Jedenfalls nicht so viele von meiner Güte. Und auch noch jüdisch. Springer hat mir alles offengehalten. Die wollen mich bei der Welt als Hofquerulanten aufbauen. Eigentlich hatten sie wohl an dich gedacht, Theo, aber die brauchen nen Juden, um gegen jeden Vorwurf von Diskriminierung erhaben zu sein. Außerdem sehe ich einfach besser aus."
Sarrazin: "Das glaubst aber auch nur du. Du Mini-Hirn!"
Schirrmacher: "Aufhören, Männer! Schluss! Ist doch jetzt alles vorbei, jetzt könnt ihr euch auch wieder wie Erwachsene benehmen. Würde ich mich so gehen lassen?! Eben!"
Broder: "Apropos gehen, was willst du machen, Frank?"
Schirrmacher: "Na, ich werde wohl zur Zeitung zurückgehen. So Männer wie ich werden doch immer gebraucht!"
(Das Licht erlischt. Schwarz.
Ende.)
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