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die wahrheitSo sexy ist nur GMX

Wer sein E-Mail-Konto bei GMX führt, der wird unweigerlich mit einem Nachrichtenteil konfrontiert, in dem es von Schlagzeilen wie den folgenden wimmelt...

Irgendeine Hollywood-Schnatze sieht sich auf dem roten Teppich mit der Pupsimeute konfrontiert. Bild: reuters

... "Liebes-Aus bei Clooney", "Sexy Damen für den verlassenen Hefner", "Promi-Bräute auf der Flucht", "Modelte Pippa in Unterwäsche?", "Jörg Pilawa wird wieder Papa", "Uuups, die peinlichsten Pokal-Pannen", "Wie sexy ist der Bundestag?", "An Kims Hintern ist alles echt" oder "Wer hat den schönsten Po?"

Viel interessanter sind jedoch die Menschen hinter den Schlagzeilen. Nicht die Promis und ihre Bräute, sondern die Autoren, die ihren Lebensunterhalt mit Kurzberichten über die Trennungsschmerzen, die Unterwäsche und den Sex-Appeal all der Promis und all ihrer Bräute verdienen. Noch vor wenigen Jahrhunderten hätte der Arbeitsmarkt solche Verdienstmöglichkeiten überhaupt nicht hergegeben, und selbst im Geburtsjahr der E-Mail wäre der Berufswunsch Sexy-Model-Po-und-Pannen-Journalist den meisten Schulabgängern noch recht abwegig erschienen. Heute aber quillt das "Arschgerede" (Eckhard Henscheid) unaufhörlich aus allem, was dem Internet-Zeitalter offensteht.

Was also sind das für Menschen, die sich in ihrem gesamten Arbeitsleben auf all diese Pupsi-Themen konzentrieren? In der Münchner GMX-Zentrale ergibt sich am Tag der offenen Tür zum ersten Mal die Gelegenheit, den Textern bei der Arbeit zuzuschauen. Sie sitzen, was wohl niemanden überraschen wird, in einem karg möblierten Großraumbüro vor ihren Rechnern und versuchen, die schlüpfrigsten der vorüberhuschenden News mit den im Sekundentakt eintreffenden Hintergrundinformationen der GMX-Außenkorrespondenten abzugleichen.

Denn bevor eine Nachricht über das Liebes-Aus in einem Schauspielerschlafzimmer oder über die Echtheit eines weiblichen Körperteils an die Öffentlichkeit geht, müssen Fakten gecheckt, Alibis überprüft und zahlreiche Augenzeugen befragt werden. Allein auf dem Set des jüngsten James-Bond-Films haben sich fast fünfhundert GMX-Reporter getummelt, um an Nacktfotos des neuesten Bond-Girls zu gelangen und eventuelle amouröse Verwicklungen hautnah miterleben zu können. Insgesamt stecken mehr als 32.000 Arbeitsstunden in dem schließlich publizierten Beitrag, der den Titel trägt: "So sexy ist das neue Bond-Girl!"

Oder nehmen wir die Headline "Kylie gar nicht mehr geili" - an dieser Formulierung haben 36 Experten 48 Stunden lang gefeilt. Am Anfang waren noch relativ uninspirierte Vorschläge in der Diskussion: "Kylie kaut Kaugummi", "Kylie redet im Unterricht" und "Kylie muss zum Direktor" … Erst anderthalb Tage und 600 Stangen Roth-Händle später tauchten etwas packendere Varianten aus dem Brainstorm auf ("Kylie keine Heilige", "Kylie doof", "Kylie hat Langeweili"), und dann dauerte es noch einmal zehn zähe Stunden, bis der erlösende Geistesblitz in die Texterversammlung fuhr.

Eine solide Leistung. Doch in der Nachrichtenzentrale vergeudet man keine Zeit mit Nabelschau. Dafür ist der Konkurrenzdruck einfach zu groß. "Unsere Kunden sind voll anspruchsvoll", sagt Marco Bumm (26), der Leiter des Ressorts Entertainment VII (Glücksspiele, Vaterschaftstests und kosmetische Chirurgie). "Wenn wir bei irgendeinem Top-Thema hinterherhinken, dann macht sich das sofort auf dem Gehaltsscheck bemerkbar. Aber das Betriebsklima ist trotzdem voll gut. In der Kantine werden auch schon mal Witze erzählt, und nach Schichtende gehen wir oft alle zusammen noch ne Pizza essen. Das ist auch so ne Art Neuigkeitenbörse, wo man Kollegen trifft und manchmal auf die ultimativsten Ideen kommt …"

Und so geht es immer krasser weiter auf GMX. "Total verknallt: Knutschalarm beim Bambi!" oder "Diese XL-Oberweite ist echt!" oder "Pippa als Nippel-Puppe!" Jedenfalls vorläufig. Gemäß einer Prophezeiung des Sehers Nostradamus kommt das Ende dieses Elends bereits in Sicht. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts schrieb er die folgenden tröstlichen Zeilen nieder: "Steigt die 2012 herauf, so werden die GMX-Schreiber, deren Arbeit keine Wertschöpfung bedeutet, ausnahmslos in die Langzeitarbeitslosigkeit überführt." Generationen von Interpreten haben sich jahrhundertelang vergeblich um die korrekte Deutung dieser Worte bemüht. Wir aber wissen Bescheid.

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24 Kommentare

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  • Y
    yepp

    Korrekt, auch freemailer muessen sich ueber irgendwas finanzieren, damit auch ihre weiteren Seiten geklickt werden und damit auch die Werbung gesehen wird.

     

    Und gerne wuerde ich da auch meinen Beitrag hierfuer leisten, fuer meine kostenlose gmx-addi, wenn da zumindest IRGENDWAS stehen wuerde, IRGENDWAS HALBWEGS VERNUENFTIGES wuerde ich gar jede Woche einmal ganz, ganz lieber Konsument spielen. Aber SO ???

     

    - Anstelle da einen Praktikanten anzustellen fuer diesem brutalstmoeglichen Schrott, sollte gmx/web.de von mir aus denselben Praktikanten das naechstbeste Lexikon in html formatieren lassen - das klick ich dann gerne auch

     

    - Solange dem so aber nicht ist:

    Danke fuer diesen hervorragenden Artikel!

  • JG
    Jeeves (grinsender GMX-Mail-Kunde)

    Roth-Händle, die gibt's noch? Wahnsinn!

  • EW
    Erwin Wehmeier

    Schecklich ist es schon, aber: Wer GMX & Co. über den Browser abruft, dem ist ja wohl auch nicht zu helfen. Und eine Glosse darüber ist 2012 vielleicht auch nicht mehr das Allerfrischste.

     

    Alles was nicht ganz unbedarft ist, hat sein Heil längst bei Clientsoftware gesucht oder bei Anbietern, deren Webinterface weniger menschenfeindlich ist (Google).

  • M
    Märchenprinz

    Mich würde nur interessieren, warum die TAZ so einen Schwachsinn schreibt? Schließen die von sich auf andere? Oder gibt es für die TAZ keine Themen mehr, nachdem sich Axel-Springer das Wulff Thema nun endgültig gekrallt hat? Wahrscheinlich konnte aber einfach nur irgend jemand bei denen seine Emails nicht lesen und meinte dann, er müsse nun mal Dampf ablassen, in dem er so einen Schmarrn schreibt... Vorbei an allen Fakten. Einen "Marco Bumm" gibt es zB nicht

  • FS
    Fauler Schreiber

    Eigentlich wollte ich ja zu Titanik ... aber die taz versucht sich auch damit. Leider mit einem Schuss nach Hinten. Öffnen sie mal zwei Browser und vergleichen die Nachrichten bei gmx/web.de - und dann lesen sie nochmal den Kommentar von "von jaja die Elite...". Und dann tracken Sie auch mal ihre Headlines und Klickraten und Sie werden auf die gleichen Themen kommen.

     

    Also leider ein Schuss in den eigenen Praktikenen-Artikelschreiber-Hintern...

  • N
    Nico

    Habe wirklich gelacht!

    Super Artikel :)

  • M
    markus

    weiß gar nicht warum der ganze wirbel und der seltsam degradierend verfasste artikel. ob nun zum fünfzehnten mal der hintern von kylie zum thema ausgerufen wird oder zum fünfzehnten mal die causa wulff aufgebläht wird. die interessierten taz leser beglückwünsche ich zu diesem entscheidenden meinungsmachenden artikel über GMX.hund

  • W
    Wayne

    Ich habe ebenfalls 2 GMX Konten von früher. Diese rufe ich inzwischen jedoch von Googlemail ab und Googlemail per Thunderbird: GMX sind also 2 Spamfilter nachgeschaltet. Das funktioniert wunderbar, Spam hab ich eigentlich nie.

  • NW
    noch web.de aber nicht mehr lange

    Es gibt zwar wichtigere Probleme - aber ja, die eine Sekunde bevor ich mich ins E-mail-Postfach einlogge, geht mir das seichte Geseiere plus Lifestyle-Brainwashing auch auf den Geist.

     

    Danke, taz, für den Anstoß, den E-mail-Anbieter zu wechseln.

     

    Danke, Tobi, für den Tip mit Posteo! Anscheinend betreiben die ihre Server sogar mit Ökostrom, das ist ja wohl auch ein kleines Entgelt wert.

     

    Bye bye GMX, Web.de und 1&1 (was wohl alles Marken derselben Firma sind)!

  • JD
    jaja die Elite...

    Also ich weiß ja grundsätzlich, dass es für Sie als Teil des Bildungsbürgertums, der wahrscheinlich auch mal Weber, Adorno und all die anderen Großen gelesen hat, kaum vorstellbar ist - aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, warum GMX diese Art von "Nachrichten" auf der Page hat?! Jaja genau, weil es sich lohnt. Die Leute, die da arbeiten, haben vermutlich auch keine Lust sich permanent noch dämlichere Headlines für noch viel dämlichere Meldungen auszudenken, aber würden sie einen auf seriös machen, dann würde die liebe Kundenschar eben einfach nicht mehr klicken. Das ist dort weil die NUTZER das ANKLICKEN und zwar in dem Maße, dass es sich für GMX lohnt... Das Problem ist also nicht GMX, sondern - naja eigentlich der Kapitalismus - die Nutzer, an denen sich orientiert wird... ja der dumme Durchschnittsbürger hat es so gewollt, genau der, der wahrscheinlich nie Adorno gelesen hat und derer gibt es ziemlich viele!

  • I
    Ich

    Ja, an Leichtigkeit, Belanglosigkeit und Unbedarftheit sind sowohl die GMX "Nachrichten", als auch die Newsletter kaum zu überbieten. Hinzu kommt, dass man GMX nicht erreichen kann und wenn man mal eine E-Mail-Adresse findet, dann niemand antwortet. In den HTML-Newslettern finden sich zudem hin und wieder Trojaner und andere freundliche Tierchen. Alles in allem ein Wunder, dass es GMX (und web.de) bei all dieser Belanglosigkeit noch gibt und nicht längst wie bei z.B. YAHOO jedes Jahr aufs Neue gefragt wird, wer denn noch Geld in solche ein Unternehmen investieren möchte. Aber für 1&1 scheint es sich zu lohnen - vielleicht auch aufgrund des überdurchschnittlich hohen Bildungsgrades in D.

     

    Man kann GMX-E-Mails auch mit dem eigenen E-Mail-Programm abrufen und die unvermeidlichen Newsletter zusätzlich als SPAM markieren, dann bleibt man von der Seichter-als-Boulevard-Kommunikation des Unternehmens weitgehend verschont und kann den an sich sehr guten E-Mail-Service unbehelligt in Anspruch nehmen.

  • U
    Unterirdisch

    Andere E-Mail-Anbieter wie web.de, yahoo oder freenet wollen da offensichtlich nicht hinten an stehen. Tun sie auch nicht, denn die dortigen "Berichte" bewegen sich auf ähnlichem Niveau.

  • SL
    Sam Lowry

    Eine echte Schlagzeile kommt heute aus Koblenz-Hahn:

     

    "Die Kette meiner Aprilia hat mich heute eingeölt!"

  • P
    Pupsi

    Hallöchen Herr Henschel!

    Ich wär auch gern irgendeine Hollywood-Schnatze und möchte mich für Ihren Artikel bedanken!

    Schon lange interessiert mich, wie GMX seine TOP-NEWS produziert! Hätte nicht gedacht, dass da soviel Arbeit und Experten drinstecken, wow!

    Nur, dass pro Headline 600 Stangen Roth-Händle draufgehen, glaub ich nicht - rauchen die nicht alle Gauloises Blondes und L&M oder so???

    Aber sonst echt supi recherchiert!

    Bussi, bussi!

  • G
    gmx.nutzer

    sehr schöner artikel!

  • HL
    Hauke Laging

    Es mag manchem wie ein absurdes Gerücht erscheinen, aber man kann durchaus aktiver Kunde von GMX sein, ohne diesen Stuss zu Gesicht zu bekommen.

     

    Leute aus der Internetsteinzeit können es bestätigen: E-Mail wurde nicht für die Nutzung durch Browser erfunden. Und auch heute noch ist das Mitleid erregend.

  • M
    Meier

    Wer glaubt das alles kommerzielle Teufelszeug ist, wer geiz geil findet, der landet eben bei gmx , beim kostenlosen E Mail Account der mit Verblödung bezahlt wird. Tja Gerhard Henschel so einfach funktioniert die Welt, ist aber einem Linken nicht zu vermitteln, dass gute Löhne nur aus guten Erträgen kommen und nicht an Bäumen wachsen. Aber ich muss gestehen, dass mir die Illusion alles Gute wachse an Bäumen auch gut gefällt. Es ist aber eine Illusion. Aufwachen!

  • NG
    noch gmx aber nicht mehr lange

    Danke, ich dachte schon ich bin der einzige, den diese Schwachsinnsbestrahlung beim Mailabrufen nervt. Dabei bin ich sogar zahlender gmx Kunde.

    Aber jetzt habe ich eine Alternative gefunden. Ich zahle gerne und dafür absolut werbefrei und ohne sinnbefreite Nachrichten.

    Ich hoffe, dass genug andere lieber mit Geld statt mit "Werbung ertragen" und BoulevardMistMeldungen ertragen" bezahlen...

  • M
    Marvin

    Habe meine Ruhe, seit ich mein E-Mail-Konto nach Frankreich verlegt habe.

    Bin regelrecht geflüchtet, damals jedoch von WEB.DE.

     

    Die Qualität der Nachrichten ist ähnlich & die Enttäusch über sich selbst ist immer so groß, wenn man sich dabei ertappt, das eine oder andere dieser Art doch immer wieder anzuklicken.

  • M
    möp

    unweigerlich? wofür gibts thunderbird...

  • T
    Tobi

    Ich habe vor gut vier Wochen mein GMX Postfach aufgelöst, weil ich diese penetranten Schlagzeilen nicht mehr ertragen konnte. Es gibt aber gute Alternativen, z.B. Posteo. Ohne Werbung, Anonym und sicher. Kostet zwar einen Euro im Monat, aber den zahl ich gern dafür.

  • N
    Nemo2011

    ???Nimmt die Readaktion irgendwelche Drogen, bevor sie solche Texte produziert. Also ich will auf keinen Fall hier der Redaktion zu Nahe treten, aber in letzter Zeit häufen sich die sinnlosen Artikel.

  • OM
    Oliver Münchhoff

    Einen Artikel hierüber hätte ich gerne von einer Autorin gelesen. #Spiesser in real live

  • V
    vic

    Da war ich auch mal. Und weil ich das Promi-Gewäsch nicht haben will, habe ich eben n`paar Euro für die

    werbefreie Version ausgegeben.

    Die gibt`s nämlich auch.

    Freemailer müssen sich- wie Privatfernsehen- igendwie finanzieren. Is so.