die taz-empfehlung : Leiche im Nebel
Alles fließt, das wusste schon Heraklit; auch dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigt, konstatierte der griechische Philosoph. Mehr als nur eine Handvoll (zu empfehlender) Fluss-Filme hat sich folgerichtig das Metropolis für diesen Sommer ausgesucht; ein Gutteil davon spielt im Binnenschiffer-Milieu.
„Young Adam“ heißt der Thriller David Mackenzies, in dessen Zentrum ein Leichenfund steht: Binnenschiffer Les und der unterwegs zugestiegene Gelegenheitspoet Joe ziehen gleich zu Beginn eine Frauenleiche aus dem Wasser, deren Schicksal die Polizei im Folgenden zu rekonstruieren versucht. Mit Ella, der Frau des Schiffes, beginnt Joe derweil eine Affäre; später greift er sich ihre Schwester, noch später die Frau seines Vermieters. Ginge es also allein um Joes Frauenverschleiß, wäre dies wohl kaum interessant. Gelungen ist aber die aufgebrochene Chronologie, die als Kette lose verschachtelter Puzzleteilchen daherkommt.
Philosophisch inspiriert auch der Charakter des Protagonisten: Filmvorlage war der gleichnamige Roman des schottischen Autors Alexander Trocchi (1925–1984), der emotionale Unverbindlichkeit und ein ambivalentes Verhältnis zur Wahrheit demonstriert: Nicht nur das Schicksal seiner Geliebten kümmert Joe kaum; auch die Verurteilung eines Unschuldigen als Mörder seiner Ex-Freundin rührt ihn nicht. Rätselhaft bis zynisch angesichts dieses Hintergrunds das im Film immer wiederkehrende sympathisch-verträumte Gesicht des heimatlosen Poeten. Das alles im Dauernebel mit deutlicher Nähe zur Düsternis des Film Noir der 40er und 50er Jahre. PS
heute, 21.30 Uhr, Metropolis