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Archiv-Artikel

die stimmen der anderen: schwaben, baden, stächele

„Hier isch die Fahrkart!“ ist semantisch schon verlockend. Dieses „isch“ im mittlerweile berühmt gewordenen Satz des baden-württembergischen Staatsministers, der zudem noch die schwäbische Verniedlichungsfromel im Namen trägt (Willi Stächele): Klar, der Stächele Willi muss ein Schwab sein (taz von gestern). Na ja, er ist halt Badenser, geboren in Rheinweiler (kein einzig Stück schwäbischer Boden grenzt an den Rhein), war Bürgermeister in Oberkirch, durch und durch Badenser also. Allerdings, das „isch“ isch das einzig Schwäbische an dem Satz. „Hier isch die Fahrkart!“ ist sowieso allenfalls Honoratioren-Südwestdeutsch. Der Gelbfüßler, pardon, Badenser würde sagen: „Hier isch d’ Fahrkart!“ Und der Sauschwab, pardon, Schwabe bewegt sich noch weiter weg vom ursprünglichen Zitat. „Dooo isch d’ Fahrkart!“, würde er sagen. In frankophonem Alt-Schwäbisch vielleicht sogar: „Dooo isch’s Billetle!“

Wie gesagt, alles nur der Semantik nach. Denn spätestens da hätte man große Zweifel haben müssen am „Schwäbischsein“ des Willi Stächele. „Dooo“ oder „hier“, „Fahrkart“ oder „Billetle“: Allein dass er 21 Prozent der Muslime eine Fahrkarte geben wollte, das ist der zivilisatorische Unterschied zwischen Baden und Schwaben. Denn wäre Stächele Schwabe, hätte er gesagt: „Komm, Kerle, du laufsch jetzt hoim.“ THILO KNOTT