die stimme der kritik: Betr.: Quiz-$hows
Prudence, Clarence, Altoona oder Tällahässiiiii?
Der Name ist Programm: CA$H. Das klingt nach Geld, das klingt nach ZDF. TV-Spielfilm übersetzt: „Bei acht richtig beantworteten Fragen kann dass Kandidatenteam mit einer satten Million auf dem Konto rechnen. Mod. Ulla Kock am Brink.“ So weit kam dass Kandidatenteam letzte Woche nicht. Es scheiterte gleich bei der ersten Frage: „Wie lange hielt es die Umweltaktivistin Julia Hill auf einem Redwood aus?“ Dabei versuchte die informierte „Mod. Ulla Kock am Brink“ sogar noch zu helfen: „Am Ende konnte sie keine Bananen mehr sehen.“ Spätestens hier hätte den sechs KandidatInnen klar sein müssen, dass die richtige Antwort lautete: 738 Tage. Denn es ist doch absolut unwahrscheinlich, dass man schon nach 300 Tagen keine Bananen mehr als Dauernahrung will.
Aber egal. Auch wenn es sicher die Allgemeinbildung hebt, zu wissen, wie lange sich mit Bananen vegetieren lässt: Der Lernfortschritt beim letzten CA$H sollte für künftige KandidatInnen woanders liegen. Sie sollten endlich erkennen: Das Dollarzeichen im Sendetitel ist ernst gemeint. Wer gewinnen will, muss sich in der amerikanischen Innenpolitik auskennen. Und schon bald sind bestimmt nicht mehr die Mammutbäume in Kalifornien dran, sondern die aktuelle Präsidentschaftswahl. Deswegen sollte schon jetzt jeder die Chance nutzen, sich mit den ausführlichen taz-Schwerpunktseiten über die USA fortzubilden.
Eine Frage, die CA$H sicher irgendwann aufwerfen wird: „Wie lautete der Vorname der Innenministerin Harris von Florida? Prudence, Clarence, Butterfly oder Katherine?“ Für das klassische Multiple-Choice-Verfahren eignet sich auch der Nachname des Bezirksrichters in Tallahassee: „Saul, Paul, Sanders, Freddy oder Ginger?“ Und überhaupt: Tallahassee vorsorglich speichern, um es nicht aus Versehen mit Tennessee zu verwechseln. Das könnte 50.000 Mark kosten. Mehr aber auch nicht. Denn nach vier Wochen mit dem täglichen Tällahässiiiii im Fernsehen ist die Frage zwar nahe liegend, aber auch abgewertet.
Keinesfalls zu vergleichen mit der Herausforderung, die Hauptstadt von Montana in zehn Sekunden zu identifizieren, denn die war ja noch nie im Bild. Und bringt deswegen bestimmt 100.000 Mark. Daher noch ein kleiner Testlauf als Extraservice: „Heißt sie Florence, Rome, Altoona oder Berlin?“
Und während Sie grübeln, immer daran denken, was „Mod. Ulla Kock am Brink“ einem Kandidaten mitgab, der gerade gescheitert war: „Klar sein!“ ULRIKE HERRMANN
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