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Archiv-Artikel

die schweizer über müntes unerwarteten abgang

Der Tages-Anzeiger aus Zürich meint: Die Genossen wollten eine politische Generalin und keinen Manager, der die Politik des Vizekanzlers reibungslos umsetzt. Der Wunsch ist verständlich, nachdem der Schröder-Vertraute Benneter das letzte Jahr hindurch eine farb- und freudlose Vorstellung gegeben hatte. Und doch steckt hinter dieser Wahl noch mehr: Müntefering wurde lange als Verkörperung der Parteiseele wahrgenommen, als ein integrierender Sozialdemokrat alter Schule. Tatsächlich trieb er ein Doppelspiel, indem er als Märchenonkel die Genossen mit Losungen aus besseren Zeiten einschläferte – um die Reformpolitik ungehindert vorantreiben zu können.

Die Basler Zeitung schreibt: Führungslos wankt die deutsche Sozialdemokratie in Richtung große Koalition. Ein Nachfolger für ihren Parteichef Franz Müntefering, der stark genug wäre, CDU-Chefin Merkel die Stirn zu bieten und zugleich die Spaltung der SPD zu verhindern, ist nicht in Sicht. Es ist kaum zu glauben – statt endlich Nägel mit Köpfen zu machen, beschäftigen sich Deutschlands Spitzenpolitiker in der entscheidenden Phase der Koalitionsverhandlungen einmal mehr mit Personalien. Dieses Mal könnte es zum Äußersten kommen: Hält das fragile Bündnis zwischen Sozialdemokraten und Union die Krise nicht aus, drohen erneut Neuwahlen.