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Archiv-Artikel

die rede (änderungen vorbehalten) Der rote Faden, der ein grüner ist

Der frühere Staatsrat im Sozialressort Hans-Christoph Hoppensack (SPD) übereicht im Auftrag des Bürgermeisters kommenden Dienstag in Cussy-en-Morvan die silberne Rathausmedaille an Delphine Brox. Nachfolgend dokumentieren wir Auszüge aus dem Rede-Manuskript.

Liebe Delphine Brox!

(...) Heute geht es darum ein Zeichen der Anerkennung zu setzen für eine Frau, die sich über Bremen hinaus für die Freundschaft von Franzosen und Deutschen, Frauen und Männern, verdient gemacht hat. Gerade in dieser Beziehung findet sich bei Ihnen, liebe Delphine Brox, ein entscheidendes Motiv: Die Liebe. Es war die Liebe, die Sie als Französin nach Deutschland geführt hat.

Die erste Liebe dieser Provenienz hieß Siegfried. Ausgerechnet Siegfried ! Denn das war der Kampfesruf in vielen Schlachten der Deutschen gegen die Franzosen: Erst besiegen und dann eventuell Frieden schließen. Heute wissen wir, dass das eines der verhängnisvollsten Leitmotive der Geschichte nicht nur unter den Völkern ist. Denn der Sieg von heute ist der Kriegsgrund von morgen. Franzosen und Deutsche können ein leidvolles Lied davon singen.

Deshalb war Siegfried für Sie auch kein gutes Omen. Der zweite Liebesversuch war glücklicher. Er trug den Namen Franz. Das waren schon vom Namen her gute Voraussetzungen für eine Französin auf dem Weg nach Deutschland. Warum? Wenn wir jemanden lieben, dann auch deshalb, weil wir etwas von uns selbst in ihm wiederfinden, das, was wir auch haben oder was wir gerne hätten. Und wenn es gut gehen soll, ist es bei unserem Liebhaber auch so (...)

Auf der Grundlage der Liebe also und mit Liebe haben Sie auf ganz vielfältige Weise jahrzehntelang dafür gesorgt, dass das Band der Freundschaft von Franzosen und Deutschen nicht nur oben, unter den Großen dieser Welt, wie Konrad Adenauer und Charles De Gaulle, geknüpft wurde, sondern vor allem von unten wachsen konnte.

So haben Sie zum Beispiel daran mitgewirkt, dass es 1963 zum Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag kam. Später haben Sie vor allem in bilateralen Kulturprojekten Ihren Beitrag zur Verständigung geleistet. Und wie ein roter Faden – eigentlich müsste man sagen: grüner Faden – zieht sich durch Ihr Leben nicht nur die Liebe zu den Menschen, sondern ganz besonders auch für ihre natürlichen Lebensgrundlagen.

So sind Sie zum Beispiel gegen die Atomindustrie und gegen die Betonierung der Erde vielfältig aufgestanden. Und tun es noch heute, soweit es Ihre Kräfte erlauben.

Von diesem Ihrem großen Atem haben auch viele Bremer und Bremerinnen profitiert. 15 Jahre haben Sie in unserer Stadt davon vielfältig Zeugnis abgelegt. 4 Jahre waren Sie Abgeordnete im Bremischen Landesparlament, der Bürgerschaft.

So weit ich weiß, waren Sie die erste Ausländerin, die Mitglied eines deutschen Parlaments war. Und dort haben Sie – um mit Max Weber, dem großen deutschen Soziologen zu sprechen – beharrlich dicke Bretter gebohrt. Einfach haben Sie es sich nie gemacht. Und anderen Menschen in Bremen auch nicht.

Und doch ist es Ihnen gelungen, dass die Menschen Sie geachtet haben, auch wenn man Ihre Meinung nicht geteilt hat. Und das gilt noch heute so. Darauf dürfen Sie stolz sein. Und die Bremerinnen und Bremer sind stolz darauf, dass es Sie für unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger gegeben hat und weiter gibt.

Denn Sie haben ja noch ein Haus und auch einen Koffer in Bremen. Das soll ein gutes Zeichen für Sie und uns sein !