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die kinderfrageGibt es mehr Menschen oder Bücher auf der Welt?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Hedwig, 8 Jahre alt.

Wenn ich deine Frage so lese, bin ich mir sicher, dass du schon öfter in Buchläden oder in Bibliotheken warst. Ich finde ja, das ist im ersten Moment immer ganz schön viel auf einmal. Wo man nur hinguckt, liegen und stehen Bücher, in allen Farben und Größen. An solchen Orten bekommt man schnell das Gefühl, dass es doch bestimmt viel mehr Bücher als Menschen gibt. Aber es lohnt sich, genau hinzugucken.

Es ist wichtig, ob wir mit „Büchern“ nur die Buchtitel oder alle Buchexemplare meinen. Der Unterschied? Buchtitel sind unterschiedliche Bücher mit unterschiedlichem Namen und Inhalt. Buchexemplare sind einfach alle gedruckten Bücher zusammen. Die Literaturwissenschaftlerin Erika Thomalla hat mir dazu erklärt: „Von einem einzigen Titel können Tausende, Millionen oder sogar noch mehr Exemplare existieren.“ Wenn deine Lehrerin für jedes Kind der Klasse den ersten Band der „Schule der magischen Tiere kauft“, ist das ein Buchtitel, aber es sind mehr als zwanzig Buchexemplare.

Nun leben heute in etwa 8,2 Milliarden Menschen auf der Erde. Jeden Menschen gibt es nur einmal. Bücher kann man vervielfältigen, ganz genau zählen kann das aber niemand. In Bezug auf die Buchtitel schätzt der Bücherforscher Gerhard Lauer: „Man geht von 200 bis 250 Millionen verschiedenen Titeln aus. Und jedes Jahr kommen nochmal 2 bis 2,5 Millionen neue Titel dazu.“

Buchexemplare gibt es laut ihm zwischen fünf und zehn Milliarden in Bibliotheken auf der ganzen Welt. Dazu kommen noch einmal ein bis drei Milliarden in Privatbesitz – also die Bücher, die du oder ich zu Hause haben. Wenn man nur verschiedene Buchtitel zählt, dann gibt es mehr Menschen als Bücher. Wenn man alle gedruckten Exemplare zählt, dann gibt es mehr Bücher als Menschen.

Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de

„Die Verbreitung von Büchern ist weltweit allerdings sehr ungleich“, sagt Erika Thomalla. Sie erklärt, dass es beispielsweise in manchen Ländern schwer ist, an Papier zu kommen und es dadurch weniger Bücher gibt. Dort könnten digitale Erfindungen etwas verändern. Aber dafür bräuchte man Strom, Internet oder ein passendes Gerät. Außerdem sagt Gerhard Lauer, dass in manchen Regionen auch nicht alle Menschen lesen können.

In einer Bibliothek oder in einer Buchhandlung zu stehen und all die unterschiedlichen Bücher bestaunen zu können, ist also gar nicht so selbstverständlich. Man sollte es genießen. Elias Batz

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