die john-nachfolge: Eine streitbare Kandidatin
Im Streit um die Nachfolge von Barbara John sind zwei Dinge klar: Erstens kann man Personalfragen kaum schlechter angehen, als die PDS es derzeit tut. Da wird – kurz nach dem Drama um die Fast-Staatssekretärin Schröder – tagelang öffentlich über eine Amtszeitverlängerung der Ausländerbeauftragten debattiert und dann eine Ausschreibung angekündigt – um umgehend die eigene Wunschkandidatin öffentlich zu benennen. Und das, obwohl diese noch nicht einmal zugesagt hat.
Kommentarvon SABINE AM ORDE
Klar ist zweitens auch, dass Anetta Kahane, eben jene Kandidatin, eine fachlich kompetente und engagierte Nachfolgerin für die scheidende Barbara John wäre. Das hat sie in jahrelangem Engagement gegen Rassismus und Rechtsextremismus eindeutig unter Beweis gestellt. Offen ist dennoch, ob sie die richtige Besetzung für das Amt wäre.
Anetta Kahane ist eine streitbare Frau. Eine, die impulsiv ist, die klare Positionen hat, die polarisiert, wenn es nötig ist, und auch mal mit der Hand auf den Tisch haut. All das kann das Amt der Integrationsbeauftragten gut gebrauchen – einerseits. Denn es ist in der Tat an der Zeit, politisch stärker einzugreifen und alte Strukturen zu überprüfen, neue Zuwanderergruppen stärker zu berücksichtigen und auf problematische Entwicklungen nicht nur in der deutschen, sondern auch in der Migranten-Community – wie die Islamische Föderation – aufmerksam zu machen.
Doch die Beauftragte muss auch für Verständnis und Integrationsbereitschaft unter den Deutschen werben – und zwar nicht nur unter denen, die Einwanderern gegenüber sowieso aufgeschlossen sind. Dafür braucht es eine integrative, keine polarisierende Person. Ob Anetta Kahane auch das kann, muss sie erst unter Beweis stellen. Wenn sie sich überhaupt um den Job bewirbt.
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