die drei fragezeichen: „Wir setzen uns für eine tierfreundliche Lösung ein“
Was?In Thüringen hat eine Wölfin mit einem Hund Junge bekommen – die sollen nun auf die Abschussliste
taz: Herr Höffken, warum sind sogenannte Hybride ein Problem für den Artenschutz?
Peter Höffken: Wenn man über Artenschutz spricht, dann muss man den Punkt der Reinrassigkeit ganz klar berücksichtigen. Wenn sich die Gene der Hybridwölfe weiterverbreiten, dann ist die Wolfspopulation als solche sicher gefährdet. Die Diskussion um den Erhalt reinrassiger Arten ist also wichtig, und diesen Erhalt unterstützen wir auch. Dennoch beinhaltet das noch lange nicht die Tötung der Tiere. Zumal die Fotos, anhand derer die Tiere als Hybride identifiziert wurden, eine hohe potenzielle Fehlerquelle beinhalten.
Was schlagen Sie vor?
Das Tierschutzgesetz untersagt es, einem Tier, ohne vernünftigen Grund, Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. Und ein vernünftiger Grund liegt hier nicht vor. Wir setzen uns für eine tierfreundliche Lösung ein. Diese bestünde in der Sterilisation der Tiere und einer darauf folgenden Freilassung in die Wildnis. Eine Tötung wäre gesetzwidrig. Dafür gibt es auch eine Art Präzedenzfall: 2008 wurden im Zoo Magdeburg drei Tigerbabys eingeschläfert, weil sie nicht reinrassig waren. Peta stellte daraufhin eine Strafanzeige. Über diverse Umwege führte die Anzeige schließlich auch zu einer Verurteilung. Das Oberlandesgericht Naumburg erklärte in seinem Beschluss vom 28. Juni 2011, dass „Reinrassigkeit“ kein triftiger Tötungsgrund sei. Das spielte sich zwar nicht in der freien Natur ab, lässt sich aber sehr wohl auf diesen Fall übertragen. In dem Beschluss heißt es genau: „Der Artenschutz und die biologische Vielfalt erfordern keine Euthanasie. Es wird schlimmstenfalls notwendig, zuchtungeeignete Tiere zu gegebener Zeit fortpflanzungsunfähig zu machen […] Dies genüge, um einen brauchbaren Genpool zu gewährleisten.“
Wenn eine Sterilisation als Alternative so einfach scheint, wieso ist das Bestreben, die Tiere zu töten, dennoch so groß?
Die Tiere müssen erst gefangen werden, dann sterilisiert und schließlich wieder in die Natur entlassen werden. Das dauert seine Zeit, erfordert eine Menge Personal und ist mit finanziellem Aufwand verbunden. Eine Tötung der Tiere wäre damit verglichen einfacher und bequemer.
Interview Maria Rose
Peter Höffken ist Diplom-Zoologe und Fachreferent bei Peta Deutschland e. V.
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