■ die anderen: "Basler Zeitung", "Pravo", "De Standaard", "Moskowskije Nowosti" zu den Bombenanschlägen in Rußland
Die „Basler Zeitung“ zu den Bombenanschlägen in Russland: Es gibt keine Beweise dafür, wer hinter den Bombenanschlägen steht, die in Russland in zehn Tagen mehr als 200 Menschen das Leben gekostet haben. Die Indizien zeigen nach Tschetschenien – genauer auf die Kriegsherren Schamil Bassajew und Chattab. Ob die jedoch tatsächlich für die „Befreiung der Muslime von Moskau“ kämpfen oder aber ihre ausgedehnten Drogenhandel- und Geiselnahme-Imperien schützen und ausdehnen wollen, spielt in der Auseinandersetzung zurzeit keine Rolle. Sind Terroristen erst erfolgreich genug, werden sie für gewöhnlich in Staatsmänner umgetauft.
„Právo“ (Prag) zum selben Thema: Präsident Jelzin sagte in einer Fernsehansprache am Montag, der „Terrorismus“ habe „der Bevölkerung Russlands den Krieg erklärt“. Wenn die islamischen Kämpfer, die vor einem Monat aus Tschetschenien nach Dagestan eingedrungen waren, unmittelbar antworten könnten, würden sie vielleicht „Krieg gegen Krieg“ sagen und auf die Bombardierung ganzer Dörfer verweisen. Dennoch darf man das Unvergleichliche nicht vergleichen. Die russische Offensive in Dagestan war die Antwort auf den bewaffneten Einfall der Islamisten in die Kaukasusrepublik, die Teil der Russischen Föderation ist.
„De Standaard“ (Brüssel) kommentiert: In Russland herrschen Chaos und Gesetzlosigkeit. Der jüngste Bombenanschlag kann die Besorgnis der Bevölkerung nur noch vergrößern. Der russische Staat ist ein baufälliges Haus. Sogar die kleinsten Aufgaben wie das Garantieren von Gesetzen und Ordnung kann er nicht mehr bewältigen. Die Polizei und der föderale Sicherheitsdienst – das Erbe des KGB – bekommen das Chaos einfach nicht in den Griff, das aus dem Zusammenbruch des Sowjetpolizeistaates entstand. Die Gewalt in Dagestan und der Terror in Moskau sind die Symptome von großer Instabilität, deren Ende niemand voraussagen kann.
Und „Moskowskije Nowosti“ (Moskau) meint: Unsere beste Verteidigung gegen die Welle des Terrorismus ist die allgemeine Reue. Denn daran, dass wir jetzt Opfer des „islamischen“ Terrorismus werden, sind wir selber schuld. Über Jahrzehnte hinweg haben die sowjetischen Geheimdienste islamische „Kämpfer gegen den Imperialismus und Zionismus“ in Libanon, Ägypten, Libyen, Palästina, Irak, Iran oder Jordanien ausgebildet. Die Terroristen töteten ja nicht uns, sondern „Fremde“ – Juden und Amerikaner. Sie wollten ja nicht die Unverletzlichkeit unserer „unerschütterlichen Union“ zerstören, sondern die von Feindstaaten.
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