die anderen:
Die Rheinische Post schreibt zur Ökosteuer: Noch klingt es leise, aber bestimmt: das Totenglöcklein für die Ökosteuer. Vergangene Woche war es der Kanzler, der diesen Konstruktions-GAU – teurerer Sprit, geringerer Rentenbeitrag – in Frage stellte. Jetzt lässt er beredt schweigend seinen Verkehrsminister sagen, was im Volk ankommt: 2003 muss Schluss sein. Schröder schießt die Ökosteuer sturmreif.
Der Nordkurier (Neubrandenburg) kommentiert die Hilfen für Jugoslawien: Die 200-Millionen-Euro-Sofort- und Winterhilfe der EU sind zwar eine gut gemeinte Geste. Um Jugoslawien wieder an das Niveau anderer europäischer Länder heranzuführen, bedarf es jedoch etlicher Milliarden mehr. Die dürften für die EU nur schwerlich zu beschaffen sein. Einerseits drücken die Gemeinschaft eigene finanzielle Sorgen. Andererseits fordern Balkanstaaten wie Bosnien, Albanien, Makedonien oder der Kosovo weitere Hilfe beim Aufbau und sehen das neue Jugoslawien nun als Konkurrenten am Futternapf.
Der Westfälische Anzeiger ist entsetzt über den geplanten Metro-Rapid durchs Ruhrgebiet: Im Landtagswahlkampf erschien der Metro-Rapid nur wie ein Hirngespinst. Weit gefehlt. Doch Düsseldorf will die superschnelle Trasse durchs Revier tatsächlich vorantreiben. Ein Abenteuer mit unabsehbaren Folgen. Im Emsland mag der Prototyp nur Kühe aufschrecken, ein 500-Stundenkilometer-Zug inmitten einer der dicht besiedeltsten Regionen Europas aber wird Millionen die Ohren dröhnen lassen. Doch nein: Das Prestigeobjekt muss offenbar auf Biegen und Brechen durchgedrückt werden. Schon jetzt steht fest, dass das Land dem Metro-Rapid mit Unsummen Steuergeldern unter die Arme greifen muss. Auf diesem falschen Gleis müssen wir dem Modernisierer Wolfgang Clement nicht folgen.
Die Frankenpost aus Hof bedauert die Börsenverlierer: Das ehrgeizige Ziel, endlich auch die Deutschen zu einem Volk von Aktienbesitzern zu machen, ist, jedenfalls vorerst, gründlich daneben gegangen. Diejenigen, welche sich zum ersten Mal vorsichtig ins Börsen-Neuland vorgewagt haben, bereuen diesen kühnen Schritt heute vermutlich gründlich angesichts der Halbierung ihrer Ersparnisse. Und erinnern sich wehmütig des Sparbuches und der klassischen Lebensversicherung, mag es sich auch nicht um eine Weltkrise handeln, sondern nur um ihr eigenes, vorerst verlorenes Geld. So wird aus den Deutschen bestimmt kein Volk von Aktienbesitzern zu machen sein.
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