die anderen

Silvester 1999 trat Boris Jelzin überraschend zurück. Kurz vor dem Jahrestag zieht die Moskauer Tageszeitung Moskowski Komsomolez eine kurze Bilanz: Unüberlegte Experimente in einem Lande wie Russland können viel verderblicher sein als die Untätigkeit des Präsidenten. In Zukunft aber wird der Präsident ohne reale Aktivität nicht auf dem Ross bleiben können. Er führt ja keineswegs eine Breschnewsche Sowjetunion mit ihren gewaltigen Ressourcen und ihrem kolossalen Grad an Festigkeit. Die Lage Putins ist eher mit der Situation von Michail Gorbatschow zu vergleichen, der zu regieren hatte, indem er gegen den allgemeinen Verfall kämpfte.

Zum gleichen Thema meint die Wochenzeitung Moskowskije Nowosti: Eine der wichtigsten Fähigkeiten von Putin bleibt das Vermögen, größer als das Problem zu erscheinen, das er löst. Als ob es noch etwas Wichtigeres gäbe, was nur ihm bekannt sei. (...) Er ist ein Fremdling in der traditionellen russischen politischen Kultur. (...) Putin zieht es vor, zu handeln und nicht Umgang zu pflegen. In diesem Sinne ist der Präsident absolut kein Byzantiner, sondern ein trockener pragmatischer Westler. Nicht einer unserer „redseligen Westler“, wie Gorbatschow, sondern ein wirklicher Westler – genau und funktionell. Hart wie das Protokoll. (...)