die anderen:
Zur Wahl in Wien meinte die römische La Repubblica: Warum so aufgeregt? Der Bürgermeistersessel steht doch nicht zur Disposition. Alle sagen, dass die Metropole – in der ganzen Welt als Beispiel guter Kommunalpolitik bekannt – auch weiterhin eine sozialdemokratische Insel im Meer der Gemäßigten, der Nationalen und der Populisten bleiben wird. Was also ist los? Passiert ist, dass Haider diesmal aufs Ganze geht. Für ihn geht es nicht nur um Wien, sondern auch um das Schicksal seiner Partei, die seit dem Einzug in die Bundesregierung vor 14 Monaten Wähler gleich in Scharen verloren hat. Für Haider geht es um seine Führungsrolle in der FPÖ.
Der Londoner Guardian kommentiert den Wahlkampfstil des FPÖ-Chefs: Die Äußerungen und das Benehmen von Haider kommen nicht unerwartet. Verwunderlich bleibt aber, dass gegenüber einem derart verabscheuungswürdigen Politiker immer noch so viel Toleranz gezeigt wird. Ein Großteil der politischen öffentlichen Meinung in Europa hält die Zeit für gekommen, gegen Haider vorzugehen. Wie lange noch kann Bundeskanzler Wolfgang Schüssel so tun, als würden diese schändlichen Episoden den Interessen Österreichs nicht schaden? Schüssel sollte Gespräche darüber führen, wie eine neue Regierung gebildet werden kann – ohne Braunhemden.
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