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die anderen

Zum Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher Anton Malloth schreibt die tschechische Tageszeitung Lidové noviny: Der Blick auf den todkranken Angeklagten Anton Malloth wirft die Frage auf, ob es sinnvoll ist, gegen einen alten Menschen wegen seiner Kriegstaten einen Prozess zu führen. Hat die Gesellschaft von seiner Bestrafung noch einen Vorteil? Oder geht es nur um eine hysterische Rache gegen einen machtlosen Menschen? Nein, das in keinem Fall. Die sorgfältige Bestrafung von Kriegsverbrechen hat einen wichtigen moralischen und symbolischen Wert nicht nur für die Hinterbliebenen der Nazi-Opfer, sondern auch für die ganze Gesellschaft.

Zum gleichen Thema meint die Prager Zeitung Právo: Schon zu Beginn begleitet den Prozess eine skandalöse Enthüllung: Der Vorsitzende Richter ist Jürgen Hanreich, Sohn des ehemaligen Nazi-Richters Otto Hanreich, der während des „Protektorats Böhmen und Mähren“ Antifaschisten verurteilte. Schwer zu sagen, ob die Malloth-Verhandlung für Jürgen Hanreich ein Prozess ist wie jeder andere. Sein Vorsitz jedenfalls zeugt von einer Unsensibilität der deutschen Justiz. Und nicht zu vergessen: Die Staatsanwaltschaft in Dortmund sammelte jahrelang Beweise gegen Malloth und stellte die Untersuchungen stets ein wegen „unglaubwürdiger Zeugen“.

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