die anderen:
Die New York Times kommentiert die Übergriffe auf Zivilisten in Tschetschenien: Das Wüten russischer Soldaten in zwei tschetschenischen Dörfern Anfang des Monats war so brutal, dass Moskaus politische und militärische Vertreter in der Region die Übergriffe offen verurteilt haben. Ihre Kritik ist überaus gerechtfertigt. Doch notwendig ist entschlosseneres Handeln. Die Anführer des Angriffs müssen ermittelt und strafrechtlich verfolgt werden. Darüber hinaus muss Präsident Wladimir Putin eine professionelle Disziplin in den russischen Streitkräften durchsetzen. Was in den beiden Dörfern geschehen ist, bringt auch Putin in Verlegenheit, der die Wiederherstellung von Ordnung und Disziplin zu einem großen Thema seiner Amtszeit erklärt hat. Seine eigene Autorität wird Schaden nehmen, wenn er andauernde Gesetzlosigkeit unter russischen Soldaten in Tschetschenien toleriert.
Zur Wirtschafts- und Finanzentwicklung in Italien schreibt die Financial Times aus London: Das Loch in der italienischen Staatskasse wird größer. Um die Schulden zu verringern, muss die Regierung Einschnitte im aufgeblasenen Staatssektor machen. Es müsste mehr Privatversorgung bei der Rente geben, das Rentenalter sollte heraufgesetzt werden. Eine schnelle Privatisierung der Industrien, die sich noch in staatlicher Hand befinden, würde ebenfalls helfen. Die neue Regierung Italiens ist der Strukturreform verpflichtet. Aber dies ist eine große Herausforderung. Italien kann nicht mehr in erster Linie auf seine EU-Mitgliedschaft bauen. Falls die Regierung in ihrer Entschlossenheit scheitert, könnte die EU sich gezwungen sehen, die Peitsche zu schwingen.
Zu den Aufgaben des designierten bulgarischen Ministerpräsidenten, Exkönig Simeons II., meint die römische Zeitung la Repubblica: Bulgarien ist eines der ärmsten Länder des ehemaligen Ostblocks und unter diesen am weitesten davon entfernt, auf eine Integration in die EU hoffen zu können. Die Herausforderung, die der Exkönig zu bewältigen hat, ist die wirtschaftliche Entwicklung. Seit vier Jahren ist das Land einem strikten Sparkurs unterworfen, unterstützt von Weltwährungsfonds und Weltbank, wobei es jedoch noch nicht gelang, die Arbeitslosigkeit zu verringern, die derzeit bei 18 Prozent liegt. Mit seiner „Nationalen Bewegung“, die vor der Wahl aus dem Nichts entstand, hat es Simeon II. geschafft, den Bürgern neues Selbstvertrauen zu geben, und ihre Hoffnungen genährt, nicht mehr das Schlusslicht in der Warteschlange für Europa zu bleiben.
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