die anderen:
Die Vorstellung der Eurogeldscheine hat die europäische Presse beschäftigt. Die britische Sun: Jetzt, da wir die neuen Euroscheine gesehen haben, sind wir noch glücklicher als vorher, dass Großbritannien an diesem Schwachsinn nicht teilnimmt. Die Scheine sind nichts sagend und langweilig. Genauso wie diese ganze fixe Idee einer europäischen Nation, eines europäischen Einheitsstaates mit gleichen Leitzinsen und Steuersätzen für alle. Gott sei Dank kapiert die Regierung, dass es in Großbritannien eine massive Opposition dagegen gibt, das Pfund abzuschaffen [. . .]. Und dann dieser Wim – wie der aussah! Als er die neuen Euroscheine präsentierte, erinnerte er eher an einen drittklassigen Zauberer als an den Chef einer europäischen Zentralbank. [. . .] Der soll eine Währung steuern? Den würde man doch noch nicht mal ein Schiff in der Badewanne steuern lassen!
Die linksliberale britische Zeitung Independent meint hingegen: Wenn die neue Währung erst einmal in Umlauf ist, könnten wir das Gefühl bekommen, stark außen vor zu sein. Als mittelgroße Nation liegen wir dann am Rande eines Blocks mit 300 Millionen Einwohnern. Die Verbindungen zwischen unserer nationalen Identität und dem Pfund Sterling mögen dann langsam schwächer werden, und der Druck der Öffentlichkeit, ein Referendum auszuschreiben, sogar mit Ja zu stimmen, könnte wachsen.
Die Pariser Libération: Dieses Geld, das aus dem Nichts kommt, bietet Geldfälschern eine große Chance. Da niemand die neuen Scheine und Münzen kennt, können die Fälscher auf schwache Kontrollen hoffen. Hinzu kommt, dass riesige Geldsummen ausgetauscht werden müssen. Das ruft noch einen anderen kriminellen Berufsstand auf den Plan – die Räuber. [. . .] Die Gefahr ist immerhin ausreichend groß, dass die Pariser Regierung die Armee eingeschaltet hat.
Und die römische Repubblica: Der historische Tag, an dem 300 Millionen Europäer das Aussehen der neuen Banknoten entdeckt haben, [. . .] ist mit dem Absturz der internationalen Börsen zusammengefallen, der Verschlimmerung der Krise in den USA, der Enttäuschung der Märkte über die bescheidene Senkung der Leitzinsen durch die EZB. Das war eine alarmierende Zusammenfassung des Augenblicks, den wir erleben. [. . .] Die Änderung einer Währung ist ein Trauma, das mit Kriegen und Revolutionen in Verbindung gebracht wird, das radikale Brüche mit der Vergangenheit bedeutet.
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