die anderen:
Zu den Verbrechen im Namen Gottes schreibt die französische katholische Tageszeitung La Croix aus Paris: Das Geheimnis des Bösen ist noch weniger zu durchschauen, wenn man zu der Erkenntnis kommen muss, dass Menschen im Namen Gottes töten. Das scheint bei den Anschlägen in den USA der Fall zu sein. Die Versuchung, aus diesem Grund zu töten, ist dabei leider nicht neu, und die Geschichte der Christenheit umfasst auch einen Anteil an Schrecken, ausgeübt unter einer Maske der Heiligkeit. Es ist aber genau diese Geschichte, die es den Christen ermöglichen muss, unter den Ersten zu sein, die ausrufen: Gott ist nicht der Urheber jener Verbrechen, die in seinem Namen begangen werden.
Die römische Tageszeitung Il Messaggero schreibt über den Papst in Kasachstan: Der Papst fühlt die Pflicht, den christlichen Glauben und dessen unverzichtbare Forderungen auch unter schwierigen Umständen zu bezeugen. Ein sehr schmaler Pfad zwischen den Terroristen und Amerika, dessen Zorn und dessen Reaktionsstärke, die Schmerz und Unglück für alle bringen kann. Aber wer kann die größte Weltmacht zur Weisheit mahnen, in der Stunde des Zorns, der aus einem Schmerz geboren worden ist, den die ganze Welt geteilt hat? Das ist ein sehr schmaler Pfad, für den sich der Papst entschieden hat.
Die Moskauer Tageszeitung Iswestija kommentierte: Die Russische Orthodoxe Kirche sieht die Reise des Papstes ziemlich kühl. Der für die Außenbeziehungen der Kirche zuständige Metropolit Kirill sagte, Kasachstan sei „kirchenrechtliches Gebiet“ der Russischen Orthodoxen Kirche. Es sei „bedauerlich“, dass der Papst seine Reise nicht mit Patriarch Alexi II. abgestimmt habe. Trotzdem belastet die kasachische Frage das Verhältnis zwischen Moskau und dem Vatikan nicht so wie die Ukraine mit ihrer griechisch-katholischen Kirche. Deshalb nahm die russische Kirche den Besuch des Pontifex viel ruhiger hin als seine Visiten in Kiew und Lwow im Juni.
Über die politischen Ziele Ussama Bin Ladens schreibt die konservative französische Tageszeitung Le Figaro: Seine langfristigen Kriegsziele sind exotisch, aber doch logisch. Ussama Bin Laden denkt mit Nostalgie an die goldene Zeit des Islam, als Damaskus und Córdoba Mathematiker, Dichter und Künstler hervorbrachten. Kaiser und Kalifen, die Chefs der Gemeinschaft der Gläubigen, machten die Größe der Dynastie der Omajjaden und der Abbasiden aus. Bin Laden träumt davon, das Kalifat neu zu errichten.
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