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die anderen

Le Figaro aus Paris befasst sich mit dem folgenschweren israelischen Angriff auf ein palästinensisches Wohngebiet in Gaza-Stadt: Wie weit kann man im Kampf gegen den Terrorismus gehen? Für (den israelischen Ministerpräsidenten) Ariel Scharon ist es klar, dass es nach dem 11. September keine Grenzen mehr gibt. So bezeichnete er die Liquidierung eines militanten Hamas-Führers als „einen der größten Erfolge“ der israelischen Armee. Ist das auf Seiten Scharons Zynismus oder Provokation? Niemand würde diese Frage stellen, wenn nicht 14 Zivilisten getötet worden wären, darunter mehrere kleine Kinder. Während Israelis und Palästinenser weiter der Logik des Tötens folgen, erscheinen sämtliche Anstrengungen für einen Frieden immer lächerlicher. Ohne resolutes Eingreifen Dritter wird dieser Teufelskreis niemals durchbrochen.

Die römische Tageszeitung La Repubblica fordert, dass der israelische Premier Ariel Scharon möglichst bald ersetzt wird: Seitdem er in Jerusalem regiert, hat die israelisch-palästinensische Tragödie nicht aufgehört, sich zu verschärfen. Die internationale Empörung richtet sich einmal gegen die Palästinenser, dann wieder gegen Israel, je nach der Zahl der getöteten Kinder. Diese instinktive Reaktion sollte uns zu einer rationalen Frage führen: Der Vorwurf des Terrorismus sollte einzig gegen jene gerichtet werden, die keinen souveränen und anerkannten Staat hinter sich haben? In anderen Worten, falls es wünschenswert ist, dass (Palästinenserpräsident Jassir) Arafat, der seine Leute nicht mehr unter Kontrolle hat, jüngeren und dialogbereiteren Funktionären die Macht überlassen sollte, ist es ebenso legitim zu hoffen, dass Ariel Scharon möglichst bald einen Nachfolger bekommt. Ariel Scharon und Jassir Arafat haben beide ausgiebig bewiesen, dass sie derzeit unfähig zum Frieden sind.

Zur russischen Exklave Kaliningrad schreibt die belgische Zeitung La Libre Belgique: Verfolgt von der Furcht, dieses Gebiet auf die eine oder andere Weise zu verlieren, weiß Russland nicht mehr, auf welchem Fuß es tanzen soll. Man stellt fest, dass sich die Bevölkerung Kaliningrads in zwei Generationen teilt, jene der stalinistischen Epoche, die zum größten Teil aus ehemaligen Militärangehörigen besteht, und jene, deren Kindheit oder Jugend in die Zeit des Zusammenbruchs der Sowjetunion fiel. Letztere sind bereits eher Europäer als Russen; Litauen, Polen und Deutschland sind ihnen vertrauter als Russland. Sie befürworten die Unabhängigkeit Kaliningrads.

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