die anderen:
Zur Debatte über die Frau des britischen Premiers Tony Blair schreibt der niederländische Volkskrant: Cherie Blair ist zu einem Block am Bein der Labour Party geworden, die seit 1997 stets erklärt hat, dass die Partei „sauberer als sauber“ und „ehrlicher als ehrlich“ sei. Tony Blair kann sie nicht wie Minister, die durch angebliche Fehltritte ins Gerede gekommen waren, einfach entlassen. Die Minister der Regierung können jetzt nur hoffen, dass die Frau des Premierministers keine Informationen verschwiegen oder etwa Notlügen erzählt hat, die zu weiteren Enthüllungen führen. Wenn dies doch der Fall ist, kann Tony Blairs eigene Stellung in Gefahr geraten.
Die Zeitung Sud-Ouest aus Bordeaux kommentiert die Lage ein Jahr nach der Einführung des Euro-Bargeldes: Ein Jahr nach seiner Ankunft mit Fanfarenstößen muss der Euro Rückzugsgefechte bestehen angesichts des Widerstandes, den der Franc leistet. Das beweist zumindest allen Meinungsmachern, dass das Geld etwas sehr Persönliches, sehr Intimes bleibt, verankert in der Vorstellungskraft der Bevölkerung. Kein Dekret von oben kann ein so altes Paar trennen wie die Franzosen und den Franc. Dazu ermuntert die doppelte Preisauszeichnung in Euro und Franc auf den Etiketten weiterhin, in der alten Währung zu denken – ein Teufelskreis.
Der Pariser Figaro schreibt zum EU-Gipfel in Kopenhagen: Wie in den schlimmsten Brüsseler Albträumen wird es beim Treffen in Kopenhagen drunter und drüber gehen. Auf dem Abschlussfoto wird natürlich gelächelt. Aber die Hintergedanken wiegen schwer. Der Grund hierfür ist einfach. Dadurch, dass man zu schnell vorgegangen ist, die Priorität auf die Erweiterung gesetzt hat statt auf die Vertiefung, dem zahlenmäßigen Zuwachs den Vorrang gegeben hat, statt auf den Inhalt zu achten, hat Europa verloren.
Die EU müsse die eigenen Grenzen festlegen, fordert die römische Zeitung Il Messaggero: Abgesehen von dem mehr oder weniger baldigen Beitritt der Türkei, seinem Für und Wider und seinen Konsequenzen, müssen sich die europäischen Führer in Kopenhagen endlich dem Problem der Grenzen der Union stellen. Sie müssen nämlich entscheiden, ob die Grenzen der Union für immer für den Beitritt neuer Mitglieder offen bleiben müssen (eine neue Kandidatengruppe kündigt sich bereits im Raum des Balkans und des Mittelmeeres an) oder ob sie als endgültig und stabil betrachtet werden müssen, sobald ein gewisses Programm abgeschlossen ist. Das ist eine grundsätzliche Entscheidung, von der nicht nur die Zukunft, sondern auch die Identität der Union abhängt.
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