die anderen zum klimaschutzkompromiss der eu-kommission und zur Haltung der europäischen automobilindustrie:
Die schwedische Zeitung Dagens Nyheter findet den Vorschlag der EU keineswegs radikal: Fass mein Auto nicht an! Mit diesem Kampfruf wollen Autohersteller überall in Europa und vor allem in Deutschland alle Forderungen nach weniger umweltschädlichen Autos stoppen. Der Vorschlag der EU-Kommission zur Halbierung der CO2-Emissionen durch Autos bis 2012 wirkt nur radikal, wenn man nicht das Kleingedruckte liest. In Wirklichkeit sind die neuen Forderungen weder umstürzlerisch noch radikal. Trotzdem jammert die Autoindustrie, dass ihre Produkte nun teurer würden. Man sollte sich daran erinnern, dass wir auch nach dem Verbot von Freonen weiter genauso Kühlschränke kaufen konnten wie vorher. Im Klartext muss man sagen, dass die Autoindustrie dasselbe für Deutschland ist wie für Frankreich die Landwirtschaft: nicht verhandelbar.
Der Tages-Anzeiger aus Zürich mag dem Arbeitsplatzargument nicht folgen: Als wenn sie von der Klimaerwärmung noch nie gehört hätten, erkennen die Hersteller in Emissionsvorschriften nur eine standortschädigende Regulierung. Bis nicht nur allgemein über das schmelzende Eis geklagt, sondern konkret gehandelt wird, dürften noch einige schneearme Winter nötig sein. Dass Innovation weniger Abgase statt mehr Vollgas bedeuten muss, scheint zumindest in den Chefetagen noch unbekannt. Geklagt wird zwar über die drohende Gefahr von koreanischer und chinesischer Billigkonkurrenz; als wenn die Chance der Europäer nicht gerade darin läge, deren Produkte ökologisch zu überbieten. Zu glauben, dass schmutzigere Autos Arbeitsplätze wie auch den eigenen Kopf besser zu schützen vermögen, mutet seltsam an.
Die Pariser Zeitung La Croix schreibt zur Haltung der europäischen Automobilhersteller: Die Sorge der europäischen Unternehmen, vor allem der deutschen Hersteller, ist verständlich: Die Konkurrenz auf den Weltmarkt wird immer härter. Sie wollen in ihrer heimischen Bastion nicht erschüttert werden. Doch ist ihre Furcht nicht übertrieben? Sicher, im Augenblick hat die europäische Automobilindustrie Probleme. Doch niemand kann sich vorstellen, dass Klimaschutzgesetze sie in den Konkurs treiben. Andererseits stellt sich die Frage, ob strenge Umweltauflagen den europäischen Herstellern nicht eher einen guten Schutz vor der Konkurrenz von Fahrzeugen aus Ländern wie China und Indien bieten. Denn die dortigen Hersteller können zwar offenkundig zu niedrigen Kosten produzieren. Sie beherrschen aber die Umwelttechnik nicht so gut, wie dies hier der Fall ist.
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