die anderen zu guantánamo und zu bill clintons auftritt in boston :
Die französische Tageszeitung Le Figaro kommentiert die Überstellung von Guantánamo-Häftlingen nach Paris: Die USA wollten auch nach Freilassung ihrer Beute sicherstellen, dass die mutmaßlichen Terroristen keine Gefahr für ihr Land mehr darstellen. Sie wissen, dass die französische Justiz entscheiden wird, wie es sich für einen Rechtsstaat gehört. Doch die unklare Entscheidung der USA über die französischen Häftlinge lässt viele Fragen offen. Da es keine klaren Kriterien gibt, weiß man immer noch nicht, wer aus guten Gründen in Guantánamo gefangen gehalten wird und wer dort mehr oder weniger zufällig hineingeraten ist. Statt von Fall zu Fall zu entscheiden, wäre es wahrscheinlich sinnvoller, alle Häftlinge vor Gericht zu stellen.
Die Libération schreibt zum selben Thema: Die Umstände der Festnahme der Guantánamo-Häftlinge bleiben geheim, genauso wie die Verfahren der historischen Inquisition. Wir dürfen nicht wissen, was diesen vier Spitzbuben vorgeworfen wird. Sie waren zur falschen Zeit (Herbst 2001) am falschen Ort (Afghanistan) und in Gesellschaft schlechter Menschen (Fremdenlegionäre Bin Ladens), doch dies ist keine Straftat. Und eines ist sicher: Wenn die USA auch nur den geringsten Klagepunkt gegen sie gehabt hätten, hätten sie sie niemals losgelassen.
Der britische Independent kommentiert den Auftritt des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton beim Parteitag der Demokraten: Schon als er zum Podium schlenderte, ja noch bevor er überhaupt ein Wort gesagt hatte, verstand es der Expräsident, die Menge mit seinen unerreichten politischen Fähigkeiten zu begeistern. Um fair zu sein: Clinton hat sein Äußerstes getan, um Kerry nicht die Show zu stehlen. Kerrys Fähigkeiten als Redner und Wahlkämpfer sind nicht unbedingt schlecht, aber nichts im Vergleich zu denen des 42. Präsidenten. Es ist vielleicht ein Zeichen für Kerrys Selbstvertrauen, dass er nie etwas dagegen hatte, Clinton einen so großen Auftritt zu gönnen. Andererseits mag er einfach erkannt haben, dass er in diesem wohl äußerst knappen Rennen jeden Tropfen von Clintons Charisma und Energie nötig hat.
Der Guardian meint dazu: Bill Clinton hat die ihm zu Füßen liegenden Demokraten daran erinnert, wie er einst die Präsidentschaft eroberte. Er hat sich voll hinter John Kerry gestellt – und die Messlatte für den Kandidaten gleichzeitig sehr hoch gehängt. Der Kandidat muss unter allen Umständen vermeiden, im Vergleich mit Clinton wie der kleine Bruder auszusehen.