die anderen über politikerinnen in europäischen spitzenpositionen :
Die linksliberale Libération aus Paris meint zur populären Sozialistin Ségolène Royal im Jahr vor der französischen Präsidentenwahl: Die Königin dieses Frühlings kann sicherlich befürchten, im Herbst nicht mehr so gut dazustehen, wie es die besten Experten vorhersagen. Wer das annimmt, der geht aber davon aus, dass Frankreich immer noch den Wunsch nach einem monarchischen Präsidenten hat, nach der Art von de Gaulle oder Mitterrand, den Wunsch also nach einer Vaterfigur, zerfurcht von Narben, mit der Aura der Erfahrung, darunter vor allem die der Niederlagen. Erfahrung, um was damit zu tun? Jacques Chirac hat gezeigt, dass sie keine Ergebnisse garantiert.
Der linksliberale Standard aus Wien schreibt über die Führung der europäischen Kernstaaten: Die Zeit der laut auftretenden Macho-Staatsmänner könnte vorbeigehen. Wer erinnert sich noch an den notorisch „krawalligen“ Gerhard Schröder, wer an den geschönten Silvio Berlusconi, der im Zweifel bei George W. Bush am Kamin saß – so wie sein spanischer Freund José María Aznar? Aus und vorbei wird es bald auch für Jacques Chirac sein, der alles seinem Machterhalt unterordnete, aber in den entscheidenden Momenten als Europapolitiker versagte. Wer immer ihm nachfolgt: Er oder sie wird sich wieder mehr nach Brüssel orientieren (müssen).