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Archiv-Artikel

die anderen über den verheerenden bombenangriff israels auf das libanesische dorf kana

Die britische Tageszeitung The Times: Israel hat nun angekündigt, dass es die Luftangriffe für 48 Stunden aussetzen wird. Aber es muss seine gesamte Militärstrategie überarbeiten. Die simple Wahrheit ist, dass sein geheimdienstliches Wissen nicht die Qualität hat, um hochgefährliche Bombenangriffe dieser Art auszuführen. Dabei muss man darauf vertrauen können, dass sich der Schaden unter der Zivilbevölkerung in Grenzen hält. Israel muss viel vorsichtiger und viel besser darüber informiert sein, was es tun will. Wer der Hisbollah-Miliz einen solchen publizistischen Triumph verschafft, muss sich über die Konsequenzen eines solch tragischen Irrtums im Klaren sein.

Die belgische Zeitung Le Soir aus Brüssel: Natürlich schafft dieses Blutbad mehr Hass, mehr Terrorismus. Wenn das so weitergeht, werden alle Libanesen sich bald unter dem Banner der Hisbollah wiederfinden. Weitere Kanas könnten folgen. Vielleicht wird es der Hisbollah im Rahmen dieser unerträglichen Kettenreaktion gelingen, Tel Aviv zu bombardieren. Und dann, welche Antwort von ähnlicher Unausgewogenheit wird man ihr geben? Lasst uns hier aufhören. Bitte, hört damit auf!

Die Mailänder Zeitung Corriere della Sera: Jetzt wird man versuchen, Jerusalem davon zu überzeugen, die Waffenruhe länger als zwei Tage einzuhalten und so die Gespräche mit der Regierung von Fuad Siniora wieder aufzunehmen – die von den Blutbädern der Hisbollah völlig zerdrückt wird, während Syrien schon bereit ist, die Waffenarsenale mit neuen Raketen aufzufüllen. Aber ob der Waffenstillstand nun zwei Tage oder länger dauert, auf jeden Fall muss man jetzt zu Verhandlungen zurückkehren – wobei die Hisbollah durch die Gewaltwelle, die sie willentlich ausgelöst hat, in eine stärkere Position gekommen ist. Die grausame Wahrheit des Krieges im Juli 2006 heißt Tod für die libanesischen Kinder, Schrecken in den Städten Israels und das Ende jedes noch so kleinen Gleichgewichts im Nahen Osten.

Der Wiener Standard: Hatte der viel publizierende US-Anwalt und ehemalige O.-J.Simpson-Verteidiger Alan Dershowitz nicht dieser Tage erläutert, dass man angesichts des Libanonkonflikts über „abgestufte Formen“ von Zivilisten nachdenken müsse? Zivilisten, die billigen, dass die Hisbollah Katjuscha-Raketen in ihren Häusern deponiert? Oder solche, die sich als menschliche Schutzschilde freiwillig in den Weg stellen? Diese Art der Argumentation mag nach dem Bombardement vom Sonntag versagen. „Kana“ ist ein Schlüsselereignis, der den Druck auf Israel zur Einwilligung auf eine Waffenruhe erhöht und dabei doch die Hisbollah stärkt – etwas, das nie hätte geschehen dürfen.