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Archiv-Artikel

die anderen über den blutigen amoklauf in den usa

Die Pariser Zeitung Figaro kommentiert: Amerika ist gewalttätig. Wie die Todesstrafe, die überfüllten Gefängnisse, der Drogenkonsum, ist dies ein Zug der amerikanischen Gesellschaft, der die Europäer veranlasst, sich als etwas Besseres zu erachten. Sie vergessen dabei, dass ein Massaker im Jahre 2002 in Erfurt 18 Tote gefordert hat, dass ein anderer Amokläufer im Jahre 1996 im schottischen Dunblane 16 Schüler und einen Lehrer getötet und dann Selbstmord begangen hat. Der mörderische Wahnsinn hat leider keine Grenzen.

Die Mailänder Zeitung Corriere della Sera schreibt: Am Tag nach dem Blutbad an der Virginia Tech ist in Amerika ein Streit zwischen der Universitätsführung und den Sicherheitskräften entbrannt. Es gibt Beschuldigungen, durch die Verzögerungen bei der Alarmierung der Studenten sei die Ausführung des Blutbads erleichtert worden. Aber dies ist nicht das einzige kontroverse Thema. Das Problem des freien Waffenhandels, dies hat auch ein Sprecher im Weißen Haus zugegeben, wird den nächsten Präsidentenwahlkampf beeinflussen.

Der Independent aus London meint: Die Teilnahme von Präsident Bush am Gedenkgottesdienst bestätigte, dass das Massaker an der Virginia Tech eine Tragödie von nationaler Bedeutung ist. Es gab jedoch kaum Anzeichen dafür, dass den größeren Fragen, die dieses jüngste Massaker aufwirft, ebenso gründlich nachgegangen wird wie den kleineren etwa nach der unmittelbaren Reaktion der Behörden. Es zwar hat seit vielen Jahren immer wieder Bemühungen gegeben, den Verkauf von Waffen und die Arten von Waffen, die verkauft werden dürfen, zu regulieren. Bedauerlicherweise sind aber selbst die zahmen Kontrollen, die während der Clinton-Präsidentschaft eingeführt wurden, unter Bush wieder zurückgenommen worden.

Und die Neue Zürcher Zeitung glaubt: Der gesunde Menschenverstand flüstert einem zu, dass die enorme Überdosis an Gewalt, die in Bild und Ton, mit Videos und Computerspielen jungen Heranwachsenden täglich verabreicht wird, eine gefährliche Saat ist, die früher oder später aufgehen wird. Sie verroht und immunisiert gegen menschliches Leid. Das traditionelle Mittel, über das in Amerika jeweils nach einem Gemetzel diskutiert wird – die verschärfte Kontrolle über Schusswaffen – ist politisch blockiert und wäre allein offensichtlich ungenügend. Es gibt auch Massaker, die nicht mit Feuerwaffen verübt werden. Es müssten Mittel und Wege gefunden werden, die elektronische Medien aller Art dazu bringen, Gewaltdarstellungen auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Der Amoklauf beginnt im Hirn.