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Archiv-Artikel

die anderen über agnelli, lula und die elfenbeinküste

Die belgische Wirtschaftszeitung L’Echo kommentiert die Auftritte des brasilianischen Staatspräsidenten Lula in Davos und Porto Alegre: Welch ein Gegensatz zum Rette-sich-wer-kann der Investoren vor der Wahl von Luiz Inácio da Silva an die Spitze des brasilianischen Staates. Der Wind hat sich gedreht, und Lula hat sich bei den beiden Weltforen in Davos und Porto Alegre als unbestrittener Star erwiesen. Getragen von der Hoffnung der Mittellosen, gewählt dank eines Programms zum Kampf gegen Hunger und Ungerechtigkeit ist er zum lebenden Symbol jener „anderen Welt“ geworden, die das Lager der Globalisierungskritiker für möglich hält. Brasiliens Erfahrungen werden als entscheidender Test dienen, denn nicht nur Lula wird beurteilt, sondern auch die Fähigkeit der Marktwirtschaft, eine weniger räuberische globalisierte Gesellschaft zu schaffen.

Die linksliberale französische Tageszeitung Libération bemerkt zum Tod des Fiat-Patriarchen Giovanni Agnelli: Berlusconi mag zweimal so mächtig sein und dreimal so reich, wie Agnelli es jemals gewesen ist, er ist auch viermal so vulgär, wie seine TV-Produktionen zeigen. Aber er hat den Lauf der Geschichte begriffen, der sich von der kapitalistischen Produktionswelt weit entfernt und hin zum neuen Eldorado der Dienstleistungen und Medien geführt hat. Und er regiert dort, wo der Turiner, der König ohne Krone, wie man ihn nannte, es niemals verstanden hatte. Agnellis Versuche, die Gruppe zu internationalisieren, endeten im Misserfolg. Insbesondere, weil der Fiat-Patriarch auf seinen Rechten als größter Aktionär beharrte. Sein Dilettantismus verdeckte einen beträchtlichen Machthunger. Diese rare Mischung hat den Banken bei Fiat die Tür geöffnet und vielleicht auch General Motors.

Die unabhängige französische Tageszeitung Le Monde meint zur Friedensvereinbarung für die Elfenbeinküste: Während andere westliche Mächte Abidjan verließen, hat sich Frankreich eingeschaltet, um sich der Zerstörung eines afrikanischen Landes entgegenzustemmen, das Opfer eines kollektiven Selbstmords ist. Paris handelt, indem es Westafrika, die Afrikanische Union, die EU und die Vereinten Nationen mit einbezieht. Nichts drängt, den Bürgerkriegsstaat Elfenbeinküste in ein Protektorat umzuwandeln. Bei der Aufgabe zur Befriedung sind nur Schläge einzustecken. Wenn man auch den Frieden in neun Tagen nicht sicherstellen kann, so wurden doch die bisherigen Gegner überzeugt, sich an die Arbeit zu machen. Das ist ein erster Schritt.