piwik no script img

Archiv-Artikel

die anderen über 100 tage merkel

Zur Zwischenbilanz der neuen deutschen Regierung schreibt die Schweizer Zeitung Der Bund: Auch nach ihren ersten 100 Tagen erhält die Regierung Merkel fast nur Bestnoten. Doch der Befund ist trügerisch. Denn zu einem guten Teil profitiert das Team um die CDU-Chefin immer noch vom schwierigen Jahr 2005. Gemessen an der Ungewissheit von damals ist die unspektakuläre, solide, mit kleinen, aber gut eingefädelten Entscheiden arbeitende Regierung eine Wohltat. Aber Merkel, die sich jetzt in einigen Punkten sozialdemokratischer gebärdet als die SPD, treibt ein heikles Spiel. Sie hat die Definitionshoheit deutscher Politik weitgehend an sich gerissen. Das kann Frustrationen beim Koalitionspartner hervorrufen. Der neue SPD-Chef Platzeck kommt nicht zuletzt deswegen kaum auf Touren, weil ihm der Gegner fehlt, an dem er sich reiben kann.

Die Pariser Libération schreibt zum gleichen Thema: Die Kanzlerin hat die Deutschen überzeugt. Angela Merkel hat dabei aber noch nicht die schweren Brocken anpacken müssen. Alle warten jetzt darauf, dass sie an einem Angelpunkt ankommt, also bei den Fragen der Beschäftigung und der Finanzierung der Krankenversicherung. Denn da liegen CDU und SPD überhaupt nicht auf einer Linie, und Merkels Vertraute wissen dies.