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Archiv-Artikel

die anderen: todesstrafe in den usa, transatlantische beziehungen und angst in jordanien

Die dänische Tageszeitung Jyllands-Posten schreibt zur Begnadigung von 163 zum Tode Verurteilten in den USA: George Ryan hat sich einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert, als er weniger als 48 Stunden vor seinem Rücktritt als Gouverneur im US-Bundesstaat 163 Todesurteile in „lebenslänglich“ ohne Möglichkeit zur Begnadigung umwandelte. Dass damit die Debatte über die Todesstrafe in den USA wieder voll entbrannt ist, versteht sich von selbst. Ungeachtet Ryans Motive hat das Land diese Debatte auch nötig. Die Todesstrafe ist alles andere als eine Zierde für die Supermacht. Vor allem deshalb, weil es fast immer gestrandete Existenzen ganz unten in der Gesellschaft sind, die der ultimativen Strafe ausgesetzt werden. Die Zeit ist reif, dass die USA den meisten anderen zivilisierten Gesellschaften folgen und die Todesstrafe abschaffen.

Zu den Differenzen zwischen den USA und Europa im Irakkonflikt schreibt die El País aus Madrid: Der drohende Krieg im Irak hat die Kluft zwischen Amerika und Europa vertieft. Ausgerechnet in einer Zeit, in der es darauf ankommt, dass die Partner auf beiden Seiten des Atlantiks sich verstehen, werden Dissonanzen deutlich. Ein großes Problem besteht darin, dass es in der Irakfrage keine gemeinsame Haltung der Europäer gibt. Auf der anderen Seite verspielte US-Präsident George W. Bush die Sympathien, die den Amerikanern nach den Anschlägen vom 11. September zuteil geworden waren. Er beschwor die Irakkrise herauf, obwohl Bagdad nichts mit dem Terror von al-Qaida zu tun hat. Die USA irren sich, wenn sie meinen, die komplizierte Welt durch einen neuen Imperialismus allein beherrschen zu können.

Zur Rolle Jordaniens im Nahen Osten schreibt die Neue Zürcher Zeitung: Die Sorgen des jordanischen Königs angesichts der amerikanischen Kriegspläne im Irak sind verständlich. Von der britischen Kolonialmacht als Pufferstaat zwischen dem arabischen Osten und dem jüdischen Siedlungsgebiet in der Levante geschaffen und der Haschemitenfamilie als Trostpreis für ihr Bündnis mit Großbritannien im Ersten Weltkrieg vermacht, droht sich Jordanien wieder einmal zwischen zwei regionalen Brandherden wiederzufinden: Auf der einen Seite geht der israelisch-palästinensische Krieg weiter, auf der anderen Seite droht die Invasion in den Irak. Angesichts der amerikanischen Kritik selbst an bisher als „Freunde“ geltenden Regimen müssen sich Monarchen und Präsidenten fragen, ob sie nicht auch auf der Abschussliste Washingtons stehen.