die andere über die rechtschreibung :
Die Süddeutsche Zeitung meint: Übereinstimmend berichten redaktionen von zeitungen und sendern landauf, landab von einer so immensen flut von zuschriften, wie sie sie seit ewigkeiten nicht erlebt haben. Nicht der jüngste streit um die sozialreform hat die deutschen so zu erregen vermocht, wie es die eigentlich scholastische frage des kommas vor „und“ oder die dreifaltigkeit der „f“ im wort schifffahrt tut. Die meisten interventionen gelten einem pauschalen beharren auf oder einem ebenso pauschalen zurück zu: sie legen ein formales bekenntnis zu einem stand der rechtschreibung ab. Die sorgen um die rechtschreibreform sind so wenig nichtig wie die früheren um die zeiten, zu denen ihre läden schließen. In allen fällen sehen sich die bürger von etwas betroffen, das sie alle angeht. Die muttersprache, der man sich auf dem weg über die rechtschreibung nähert, ist nicht die große, gnädige mutter natur, sondern eine böse, strenge mutter. Warum wird ausgerechnet die so geliebt? Wer diese frage beantwortet, könnte auch begreifbar machen, woher der konservative ruck stammt. Denn es geben sich ja nicht nur diejenigen, die bedingungslos zur alten rechtschreibung zurückwollen, als kulturkonservative zu erkennen; auch diejenigen, die an der reform und dem seither mühsälig (!) erlernten festhalten, folgen einem konservativen impuls.