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deutscher künstlerbund e. V.Nationalismen an der Grenze

Das Absperrband hat sich gelöst und flattert im Wind. Eine Szene in der von Albert Weis kuratierten Ausstellung „the border“, die durchatmen lässt. Zumal Mairéad McCleans Film „Broadcast 32172“ (2016), in dem das Band sich eigene Wege bahnt, die Internment-Politik des nordirischen Premierministers Brian Faulkner behandelt, der in den 19070er Jahren Internierungen ohne Gerichtsverfahren einführte. McCleans eigener Vater war Bürgerrechtsaktivist und wurde im Lager „Long Kesh“ interniert.

Mit gefundenem Film- und Archivmaterial bewegt sich die Künstlerin durch diese Geschichte des bürgerkriegsähnlichen Konflikts (the troubles), der Nordirland von 1969 bis 1998 prägte. Schulglocken läuten in McCleans Film, Nachrichten blärren, doch das Bild findet auch Momente der Weite, sucht Bäume ab und lässt Farbe in die Schwarz-Weiß-Bilder schwappen.

In ihrer Videoarbeit „No More“ (2013) ist der Premierminister zu hören, wie er erklärt, dass gesetzestreue, verantwortungsbewusste Menschen nichts zu befürchten hätten. Vokabeln erscheinen in bürokratischer Haltung auf dem Bildschirm. Dagegen stemmt sich eine tanzende Figur, deren Körper es scheinbar zu allen Raumecken zieht. Bis in die Fingerspitzen lässt der Tänzer seine Gegenbewegungen ausgleiten und langsam ändert sich sein Blick.

Neben Arbeiten von McClean zeigt die Ausstellung, die im Rahmen des European Month of Photography stattfindet, außerdem Werke von Susanne Bosch, Mark Clare, Declan Clarke, Sandra Johnston und Eoghan McTigue. „Wait it Out“ (2019) heißt das Wandposter von Johnston, auf dem Zeitschichten durcheinanderlaufen und die Kindheitserinnerung, knapp einer Bombenexplosionen entgangen zu sein, auf politische Schlüsselmomente der 90er trifft.

Bosch schließlich zeigt die Gefährlichkeit von Grenzlogiken im Bezug auf weitere Kontexte auf. Die Sätze fallen förmlich aus dem Zeitungspapier, aus dem sie ihre Buchstaben herausschneidet. Plötzlich sind da unterlassene Hilfeleistung auf dem Mittelmeer, EU-ropäische Abschiebehaft, verschobene Außengrenzen und Lagerpolitiken präsent. Dann der Prison Industrial Complex und rassistische Staatsgewalt in den USA. „No One Has the Right to Obey“ steht in der transparenten Glasscheibe.

Noemi Molitor

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