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Archiv-Artikel

deutsch-argentinische freundschaft (3) Am Freitag besser nicht schminken? Jetzt erst recht!

Ich bin Deutscher. Meine Freundin ist Argentinierin. Am Freitag wird’s ernst. Wir üben schon mal

„Für Spanien? Warum bist du denn für Spanien?“

„Weil es ein spanischsprachiges Land ist“, sagt sie.

„Ach komm.“

„Und du, warum bist du für Frankreich?“, fragt sie.

„Weil, äh, es ein französischsprachiges Land ist. Und ich mag Zidane und Barthez.“

„Ach komm“, sagt sie.

Und so sitzen wir nebeneinander auf dem Sofa und üben schon mal für Freitag. Beim 3:1 der Franzosen bricht es aus ihr heraus: „La puta que te parió …!“ Das ist schwer zu übersetzen, es lesen ja möglicherweise Kinder mit. Wörtlich geht es hier um eine Mutter, die im ältesten Gewerbe der Welt tätig ist, wie man so sagt. Es ist ein Ausspruch, der in praktisch allen Lebenslagen angewandt werden kann, nicht nur bei großer Verärgerung, sondern auch bei einer positiven Überraschung. Es kommt auf den Kontext an. Jahrelanges interkulturelles Training hat meinen Blick geschärft. Aus äußeren Umständen, Tonfall und Gesichtsausdruck kann ich schließen: Das Tor von Zinedine Zidane ist keine positive Überraschung für meine Freundin.

Aber alles halb so wild. Ist ja nur Spanien. Für Freitag allerdings hat meine Freundin kein gutes Gefühl: der Rasen werde sicher wieder zu feucht sein. Die Argentinier haben sich schon beschwert, weil sie immer ausrutschen. Würden wir Deutschen tatsächlich zu so einem Mittel greifen, um unsere Chancen zu erhöhen? Den Rasen extra stark wässern? Künstliches Fritz-Walter-Wetter erzeugen? Also, hmm, naja. Kein Kommentar.

Die Frage, ob und wo wir uns das Spiel ansehen, ist auch noch nicht geklärt. Gestern rief ein Vertreter der AFA, der argentinischen Fußballorganisation, bei der argentinischen Botschaft an, wo meine Freundin arbeitet. Er hatte noch Karten für Freitag: Tausend Stück für je 160 bis 200 Euro. Unglaublich billig. Auf dem Schwarzmarkt werden die Tickets für 900 Euro gehandelt. Die Sache hat – aus deutscher Sicht – nur einen Haken: die Karten sind für Argentinier reserviert. Man braucht einen argentinischen Pass, um eine zu bekommen. Ich habe keinen. Und eine schnelle Hochzeit kommt nicht in Frage.

Also alles wieder offen. Gerade kam wieder eine Mail von meinem argentinischen Autor. Er schreibt, ich solle mich nicht schminken am Freitag, meine Tränen würden sonst alles verwischen. Unverschämtheit.

Ich hab’s: Ich werde mir das Spiel in der argentinischen Botschaft ansehen, geschminkt, in kompletter deutscher Fan-Montur. Jetzt brauche ich nur noch eine Fahne. STEFAN KUZMANY