der zweite tag :
Interessante Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Wetter und Wettbewerb stellte Dieter Kosslick, der Leiter der Internationalen Filmfestspiele von Berlin, gestern an. Während die paar Schneeflocken, die in Berlin dieser Tage vom Himmel fallen, schon hochgradig angematscht sind, bevor sie überhaupt ankommen, ist der Berlinale-Chef davon überzeugt, sein Festival könne vom Klimawandel profitieren. „Wäre doch schön, wenn das Festival im selben Sonnenschein stattfinden würde wie Cannes und Venedig“, zitierte die Süddeutsche Zeitung den Berlinale-Leiter gestern.
Solche Aussagen könnten natürlich missverstanden werden – hat Kosslick etwa was gegen Berlin? Deswegen relativierte Kosslick seine Aussage umgehend: Er plane natürlich keineswegs einen Angriff auf die Filmfestivals von Cannes und Venedig, im Gegenteil: Er fühle sich in Berlin sehr wohl. „Bekanntlich kommt man im Windschatten von schnelleren Autos auch gut voran“, wagte er einen weiteren interessanten Vergleich.
Parallel dazu verzeichnete die Berlinale gestern auch ihren ersten handfesten Fauxpas. Die Taipeh-Vertretung in Berlin protestierte entschieden dagegen, dass die taiwanesischen Beiträge zum diesjährigen Berlinale-Programm nicht nur mit irreführenden, sondern mit richtiggehend falschen Länderbezeichnungen versehen wurden. „Taiwan, China“ steht im telefonbuchdicken Berlinale-Katalog in unschöner Regelmäßigkeit – dabei gehört Taiwan natürlich weder zu China, noch sind die betreffenden Filme, „Spider Lilies“ und „Mei“, dort entstanden. Einen Kommentar von Dieter Kosslick dazu gab es bis gestern Nachmittag nicht. Nur die Information, dass taiwanesische Filme bei den Filmfesten in Cannes und Venedig korrekt unter „Taiwan“ geführt werden.Zum Glück hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann da noch schnell den deutschen Film gelobt. Er zeige, dass Qualität und wirtschaftlicher Erfolg sich nicht ausschlössen, sagte er. Vielfältig sei er, und authentische Geschichten erzählte er. Hach, wenigstens einer, der ganz brav nicht fehltrat!